Friedrichshainer Ladengespräche
Der Sozialdemokrat Willy Kressmann (1907-1985) war in den fünfziger Jahren einer der bekanntesten Berliner Bezirksbürgermeister. Von 1949 bis 1962 übte er dieses Amt in Kreuzberg aus. Um ihn ranken sich Legenden, über ihn werden noch heute viele Anekdoten erzählt.Kressmann verkörperte die vielbeschworene Bürgernähe eines Politikers. Er galt als Pragmatiker, der für die Anliegen der Bürger stets ein offenes Ohr hatte, er entdeckte die Potentiale der Medien und schaffte es als Bezirksbürgermeister sogar auf den Titel des „Spiegel“. Legendär ist in diesem Zusammenhang auch sein Cowboyhut, der ihm den Spitznamen „Texas-Willy“ einbrachte.Sein eigenwilliger "Regierungsstil" verschaffte ihm aber nicht nur Freunde. Gerade innerparteilich eckte er häufig an und überging bei Entscheidungen manches Mal auch seine "linken" Genossen im Bezirk Kreuzberg. Damit verlor er mittelfristig deren Rückhalt. Als Kressmann kurz nach dem Mauerbau, also auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, äußerte, dass die Mauer Resultat der Politik von Ost und West sei, hatten seine Genossen endgültig genug von Kressmanns Alleingängen und beteiligten sich an seiner Abwahl als Bürgermeister. „Auf Wunsch der SPD in Urlaub“ ließ er hiernach auf seine Visitenkarte drucken. Ein Jahr später verließ Kressmann die SPD.Willy Kressmanns Büroleiter und späterer Nachfolger als Kreuzberger Bezirksbürgermeister Günter König erinnert in der Veranstaltung an dessen Wirken.Der Historiker Priv.Doz. Dr. Siegfried Heimann wird am Beispiel der Biographie Kressmanns Probleme der Berliner SPD nach 1945 erläutern.Moderation: Dr. Norbert Podewin, Mitglied der Geschichtskommission der LINKEN Friedrichshain-Kreuzberg Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg