Mittwoch, 13. Juni 2012, 18:00, Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin

Verteilungskämpfe in der Bildungspolitik

Der Hamburger Schulstreit von 2010 und die Debatte um Bildungsgerechtigkeit

Forum Politische Bildung

Verlängerung der Grundschulzeit von vier auf sechs Jahre, also längeres gemeinsames Lernen aller Kinder – gegen diesen Teil der schwarz-grünen Schulreform in Hamburg richtete sich der Widerstand gut organisierter Mittelschichts-Milieus, die sich dann in einem Volksentscheid durchsetzten. Der Entscheid hatte Auswirkungen auf die Schulpolitik auch anderer Länder, deshalb lohnt es, ihn noch einmal genauer anzusehen.

Wie entstand die Hamburger Schulreform und welche Interessen setzten sich darin um? Warum rief die Reform so erbitterten Widerstand hervor? Bei wem genau? Warum wurde sie von einer breiten Koalition – die vom schwarz-grünen Senat bis zu den Oppositionsparteien SPD und LINKE und zur GEW reichte – vertreten? Warum wurden Teile des Modells dennoch im Volksentscheid überstimmt?

Unser Gast Andreas Kemper, Soziologe und Aktivist von "Working Class Academics" aus Münster, interpretiert den Entscheid als "Klassenkampf von oben", durchsetzungsfähig seien "die Interessen von privilegierten Familien, die ihre Kinder möglichst effektiv durch das Bildungssystem schleusen möchten" – notfalls sogar gegen Anforderungen kapitalistischer Wirtschaft. Ihm zur Seite sitzt in der Verantaltung Klaus Bullan, Vorsitzender der GEW in Hamburg. Er untersucht Gründe von Eltern auch aus anderen sozialen Milieus für eine Ablehnung der Schulreform und fragt, welche sozialen Kräfte eine Bewegung für ein integratives und gerechteres Schulsystem tragen könnten.

Wir wollen mit beiden diskutieren, welche Anforderungen sich aus ihren Analysen für die Arbeit von Bildungsarbeiter*innen und Lehrer*innen ergeben.

Moderation: Janek Niggemann
Kosten: 1,50 Euro

Wo?

Helle Panke
Kopenhagener Str. 9
10437 Berlin