Geschichtspolitik in Osteuropa (2/3)
Jedes Jahr wiederholen sich in den drei baltischen Staaten Aufmärsche überlebender Waffen-SS-Kämpfer und ihrer Sympathisanten. Tausende beteiligen sich daran, während die Zahl der Gegendemonstranten meist nur nach Dutzenden zählt. In Litauen gilt das Hakenkreuz als „kulturelles Erbe“ des Staates, in Lettland erklären Regierungspolitiker die Waffen-SS zu Verteidigern der lettischen Unabhängigkeit, in Estland gibt der Verteidigungsminister persönlich einen verherrlichenden Bildband der „Estnischen Legion“ heraus.
Vor dem Hintergrund einer sich „antitotalitär“ gebenden, vor allem aber antikommunistisch auftretenden Geschichtspolitik sind Neofaschisten gesellschaftsfähig geworden, während Nazigegner als „russische Agenten“ diffamiert werden.
Historiker berichten, wie die Auseinandersetzung mit dem Holocaust durch die Rehabilitierung faschistischer Kollaborateure als „Freiheitskämpfer“ (gegen die Sowjetunion) beschädigt wird, und antifaschistische Aktivisten berichten von ihren Kämpfen gegen die revisionistischen Umtriebe.
Die Veranstaltung ist der zweite Teil einer dreiteiligen Serie, die im Mai mit einer Veranstaltung zum „Krieg der Erinnerungen“ in der Ukraine fortgesetzt wird.
Referenten:
Dovid Katz, Vilnius (Redakteur von DefendingHistory.com)
Eva X., Kaunas (antifa.lt)
Aleksandrs Feigmanis, Riga (Historiker)
Joseph Koren, Riga (Lettland ohne Nazismus)
Veranstaltung in Kooperation mit dem Bildungswerk für Friedensarbeit und der VVN-BdA.