Tagung und Fest der Frauen
Als im Dezember 1989 auf einen spontanen Aufruf hin 1200 Frauen aus allen Regionen der DDR im großen Theatersaal der Berliner Volksbühne zusammentrafen, markierte dies den Beginn einer erstmals öffentlich werdenden unabhängigen Frauenbewegung in der DDR, deren Wurzeln in die 1980er Jahre zurückreichten. Frauen aus staatsunabhängigen Frauen- und Lesbengruppen, feministische Theologinnen, kritische Wissenschaftlerinnen, Reformerinnen aus der SED, kurz Frauen aus den unterschiedlichsten Kreisen und Glaubensrichtungen traten aus ihren bislang verborgenen und voneinander getrennten Gruppen und Zirkeln heraus und diskutierten erstmals gemeinsam über den Zustand und die Zukunft ihres Landes. Selbst überrascht von der enormen Resonanz feierten die Frauen in der Volksbühne ihren ersten öffentlichen staatsunabhängigen Aufbruch. Der Tag gipfelte in der Gründung einer politischen Interessenvertretung dem Unabhängigen Frauenverband (UFV) der DDR.
Anlässlich des 20. Jubiläums dieses Ereignisses hält die Tagung Rückschau auf die enthusiastischen Zeiten des Aufbruchs und fragt gleichzeitig nach der Ambivalenz seines Erbes.
Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa Luxemburg Stiftung und dem Frauenzentrum Paula Panke e.V.
9.30 10.00 Uhr Ankommen
10.00 10.30 Uhr Begrüßung und Einführung Astrid Landero, Frauenzentrum Paula Panke, Evelin Wittich, Eva Schäfer, Rosa Luxemburg Stiftung
10.30 11.45 Uhr Eröffnungsvortrag und Diskussion
Irene Dölling, Gründerin des Zentrums für Interdisziplinäre Frauenforschung an der Humboldt-Universität Berlin 1989
Frauenaufbruch 1989 die Ambivalenz unseres Erbes
11.45 12.30 Uhr Ina Merkel, Verfasserin des 1989 in der Volksbühne verlesenen Manifestes für eine autonome Frauenbewegung
Was davon war Utopie und ist es immer noch? Persönlich-politische Bemerkungen
12.30 13.30 Uhr Mittagessen
13.30 14.00 Uhr Bärbel Klässner liest ihr Essay: Was gestern morgen war, ist heute. Frauen in der Zeit der Wende Schriftstellerin, Weimar/Essen, Aktivistin der autonomen Lesbenbewegung in der DDR
14.00 14.30 Uhr Ostdeutsche Frauenbewegung: Projektearbeit vor und nach 1989
14.30 15.00 Uhr Hildegard Maria Nickel: Generationenwandel? DDR-Frauen und junge Frauen heute im Vergleich Einführender Vortrag zum Podiumsgespräch
15.00 16.30 Uhr Podiumsgespräch:
Generationenwandel: Ostdeutsche Mütter und Töchter im Gespräch über ihren Emanzipationsanspruch
Moderation: Helga Adler
17.00 18.30 Uhr Christina Thürmer-Rohr: Ost-West-Dialoge. Denkbewegungen 20 Jahre danach
18.30 19.00 Uhr Abschlussgespräch
19.00 20.00 Uhr Abendessen
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ab 20.00 Uhr: Wir laden herzlich ein zum: FEST DER FRAUEN
mit: Walfriede Schmitt Einstige Gastgeberin für 1200 Frauen beim ersten öffentlichen DDR-Frauentreffen in der Berliner Volksbühne am 3. Dezember 1989
Poetischer Ostrock mit Suse Jank & Band
Mit modernen Stilmitteln des Rock, Folk und Jazz gelingen der im Jahr 1984 geborenen Sängerin Suse Jank und dem Arrangeur und Jazzpianisten Clemens Süssenbach eine autonome Wiedergeburt des Ost-Rocks als alltagslyrische, immer noch aktuelle Pop-Musik.
Ost-(Frauen)-Disco: Du hast den Farbfilm vergessen
Wiedersehen nach langer Zeit, Reden, neu Kennenlernen
Kontakt/Anmeldung: Eva Schäfer, Rosa Luxemburg Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, Tel.: 030/44310 133, e-mail: schaeferschaefer@rosalux.de[1], Internet: www.rosalux.de/cms/index.php?id=5644[2]
Ein Bericht von Eva Schäfer ist erschienen[3] in ROSALUX. Journal der Rosa Luxemburg Stiftung (Ausgabe 1-2010, S. 5).
In der junge Welt vom 11.12.2009, S. 15, erschien dazu ein Artikel:
»Wir wollten alles« In der Berliner Volksbühne gab es eine Rückschau auf die Gründungstagung des Unabhängigen Frauenverbandes der DDR am 3. Dezember 1989. Der Blick nach vorn fehlte
Katja Klüßendorf
Sonntag vormittag, 3. Dezember 1989. Im Großen Saal der Berliner Volksbühne herrscht ausgelassene Stimmung. Mehr als 1200 Frauen sind dem spontanen Aufruf des Initiativkomitees zur Gründung eines autonomen Frauenverbandes der DDR gefolgt, über 200 Kinder toben in den Fluren, auf der Bühne wird gesungen und diskutiert. Die Schauspielerin Walfriede Schmitt, die als Mitglied des Volksbühnenensembles dafür sorgte, daß das Treffen an diesem Ort stattfinden konnte, liest voller Leidenschaft aus dem »Manifest für eine autonome Frauenbewegung« vor: »Ich schlage vor einzutreten für einen modernen Sozialismus auf deutschem Boden in einem gemeinsamen europäischen Haus (...), für ein solidarisches Miteinander aller sozialen Gruppen«. Der Tag endet mit der Gründung des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV) der DDR.
Gleicher Ort, 20 Jahre später: Für den vergangenen Sonntag hatte die Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen mit ihrem politischen Bildungsverein Helle Panke und dem in Berlin-Pankow ansässigen Frauenzentrum Paula Panke zu einer Tagung und einem »Fest der Frauen« geladen. »Frauenaufbruch 89. Was wir wollten. Was wir wurden« lautete das Motto der Veranstaltung.
Katja Klüßendorf
Rosa Luxemburg Stiftung und Frauenzentrum Paula Panke e.V. Berlin