Kulturdebatte im Salon
Wie wir heute über Armut reden und mit Lebensformen am unteren Rande der Gesellschaft alltäglich umgehen, ist in starkem Maße kulturell geprägt. Da reicht die Spanne von religiös motiviertem Mitleid über antikapitalistische Radikalität bis zu höhnischem Selbstbewusstsein. In jedem Falle stehen wir da in einer Tradition, die bei den Deutschen aller sozialer Milieus zu Zeiten der Teilung sich unterschiedlich ausbildete.
Das war für Christoph Lorke Anlass, dem Umgang mit dem sozialen "Unten" in Bundesrepublik und DDR nachzugehen. Dafür hat er die einschlägige Fachliteratur, politischen Statements und publizistische Beiträge (Fernsehen und Zeitungen) untersucht.
Seine Forschungen hatten das Ziel, eine integriert deutsch-deutsche Wahrnehmungs- und Deutungsgeschichte der "Armut" zu entwerfen. Seine Leitfrage lautete, wie in beiden deutschen Staaten zwischen Teilung und Wiedervereinigung soziale Ungleichheit gedacht, gedeutet und kommuniziert wurde.
Den Ertrag seiner Studien hat er inzwischen in dem Band "Armut im geteilten Deutschland. Die Wahrnehmung sozialer Randlagen in der Bundesrepublik und der DDR[1]" im Campus-Verlag (2015) publiziert.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der KulturInitiative'89 und unterstützt durch "Rohnstock Biografien".
Referent: Dr. Christoph Lorke (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Münster; zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Kultur- und Sozialgeschichte der Armut nach 1945.)
Moderation: Prof. Dietrich Mühlberg