Seniorenklub im Karl-Liebknecht-Haus
Eine "Stunde Null" in den Köpfen aller Deutschen als einer Schicksalsgemeinschaft hat es nicht gegeben. Im Gegenteil: Angesichts der katastrophalen Niederlage des Hitlerfaschismus im Mai 1945 stellt die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen tiefgreifenden geschichtlichen Einschnitt dar, der in der deutschen Erinnerungskultur noch nicht seinen Platz gefunden hat.
Neben vielen ehemaligen NSDAP-Mitgliedern, die in den Westzonen und in den Westsektoren schrittweise wieder in einflussreiche Positionen gelangten, neben vielen Zeitgenossen in Ost und West, die angesichts ihrer Erfahrungen vor allem im NS-Staat und in der Weimarer Republik "nichts mehr mit der Politik zu tun haben" wollten, existierte parallel hierzu eine Aufbruchstimmung bei Mitgliedern der Arbeiterparteien und der Gewerkschaften, die entweder Widerstand geleistet oder sich in den zwölf Jahren der faschistischen deutschen Diktatur "unauffällig" verhalten hatten. Es gab auch bei Intellektuellen in Ost und West ein ehrliches, wenn auch widerspruchsvolles Neu- und Umdenken, Verantwortung zu tragen und an den gesellschaftlichen Umbrüchen im Nachkriegsdeutschland mitzuwirken.
Referenten: Dr. Rainer Holze, Prof. Dr. Jürgen Hofmann und Prof. Dr. Siegfried Prokop
Moderation: Christian Beyer