Internationales wissenschaftliches Kolloquium der Hermann-Henselmann-Stiftung
Im Herbst 2021 reichte das Land Berlin bei der KMK erneut den Vorschlag ein, die großen denkmalgeschützten Ensembles des Berliner Wiederaufbaus unter dem Titel «Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Berliner Nachkriegsmoderne» auf die deutsche Tentativliste zum Weltkulturerbe zu setzen. Berlins erster Versuch wurde 2014 zwar gewürdigt, jedoch wurde um Überarbeitung des Antrags gebeten. Bei dem Kolloquium soll der neu gestellte Antrag mit externen Expert:innen erörtert und der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Der Antrag war von einem vom Landesdenkmalamt beauftragten Team erarbeitet worden (Leitung: Paul Sigel, Sabine Ambrosius [LDA], Sandra Wagner-Conzelmann, Thomas Flierl). Neben der Sichtung der fachwissenschaftlichen Erkenntnisse zu den drei Gebieten kam es insbesondere darauf an, die Kriterien der UNESCO genauer zu verstehen. Hierbei erhielt das Team Hinweise von UNESCO-Expert:innen. Eine wichtige Botschaft war: Nicht die einzigartige politische Geschichte des geteilten Berlins soll und kann als Welterbe gelistet werden, sondern das, was diese besondere Situation konkret an architektonischer und städtebaulicher Vielfalt hervorgebracht hat. Raumstrukturen, Grünbereiche, Einzelobjekte und deren Ausstattung sowie Kunstwerke waren Ausdruck eines Neuanfangs nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und unter Dominanz unterschiedlicher politischer Systeme.
Das Team entwickelte das ursprüngliche Narrativ «Konfrontation, Konkurrenz und Ko-Evolution der Moderne», das auf vier Welterbe-Kriterien abstellte, weiter und stützt sich nun auf zwei Kriterien: Das ist einmal KRITERIUM II «Einzigartiges Zusammentreffen und bedeutender Austausch internationaler Architekturströmungen der Nachkriegsmoderne» und KRITERIUM IV «Einzigartige Herausbildung von neuen, modernen Stadtlandschaften im Zentrum einer durch Kriegszerstörung gezeichneten und geteilten Metropole». Diese beiden Kriterien werden dann im Vorschlagsdossier durch ACHT «VALUES» belegt.
Programm:
25.10.2022, 19:30 bis 22:00 Uhr, Kino International, Eintritt frei
ERÖFFNUNG
Begrüßung: Christoph Rauhut, Landeskonservator Berlin
Grußwort: Klaus Lederer, Bürgermeister und Kultursenator von Berlin
Filmpremiere: KMA + Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne. Stimmen zum Welterbevorschlag.
Festvortrag: Vittorio Magnago Lampugnani (Zürich): "Gebaute Ideologien, musterhafte Stadtelemente. Die Karl-Marx-Allee und das Hansaviertel in Berlin"
Empfang des Bürgermeisters und Senators für Kultur und Europa
26.10.2022, 9:30 bis 19:00 Uhr, Studio der Akademie der Künste, Berlin, Hanseatenweg, Eintritt 6/4 €
TAGUNG
9:30 Uhr Begrüßung: Jeanine Meerapfel (Präsidentin der Akademie der Künste, Berlin)
Grußworte: Petra Kalhfeldt (Senatsbaudirektorin), Thomas Flierl (Hermann-Henselmann-Stiftung)
EINFÜHRUNG
10:00 Uhr Christoph Rauhut (Landeskonservator Berlin): Der Berliner Vorschlag
10:15 Uhr Sabine Ambrosius, Thomas Flierl, Paul Sigel, Sandra Wagner-Conzelmann: Die Kriterien und Values des Berliner Vorschlags‘
SEKTION 1 - VALUES VERTIEFEN
10:40 Uhr Jean-Louis Cohen (Paris, New York): Das einzigartige Zusammentreffen, die Rezeption, virtuose Weiterentwicklung und die Vielfalt internationaler Architekturströmungen im Nachkriegsberlin
11:10 Uhr Diskussion, Moderation: Paul Sigel (Berlin)
11:25 Uhr Harald Kegler (Dessau/Kassel): Der Wiederaufbau Berlins durch umfassende Neuordnung nach unterschiedlichen internationalen städtebaulichen Leitbildern
11:55 Uhr Diskussion, Moderation: Thomas Flierl
12:10 Uhr Sylvia Butenschön (Berlin): Herausragende Frei- und Grünraumgestaltungen mit gemeinschaftlich nutzbaren Angeboten
12:40 Uhr Diskussion, Moderation: Sabine Ambrosius (Berlin)
12:55 Uhr Mittagspause
13:50 Uhr Angela Lammert (Berlin): Kunst am Bau bzw. im Stadtraum – Knotenpunkte internationaler Kunstdiskurse 30‘
14:20 Uhr Diskussion, Moderation: Sandra Wagner-Conzelmann (Koblenz)
SEKTION 2 - VERGLEICHENDE ANALYSEN
14:35 Uhr Marina Dmitrieva (Leipzig): KMA 1 im Kontext und Referenzobjekte
15:05 Uhr Diskussion, Moderation: Paul Sigel (Berlin)
15:20 Kaffeepause
15:50 Uhr Gabi Dolff-Bonekämper (Berlin): Interbau 1957 im Kontext und Referenzobjekte
16:20 Uhr Diskussion, Moderation: Sandra Wagner-Conzelmann (Koblenz)
16:35 Uhr Andreas Butter (Berlin): KMA 2 im Kontext und Referenzobjekte 30‘
17:05 Uhr Diskussion, Moderation: Thomas Flierl (Berlin)
AUSBLICK
17:20 Uhr Sabine Ambrosius (Berlin): Nächste Schritte und Projekte
17:40 Uhr Diskussion, Moderation: Christoph Rauhut (Berlin)
ABSCHLUSSDISKUSSION: Denkmal Nachkriegsmoderne – Wir gut ist Berlin aufgestellt?
19:55 Uhr, mit: Klaus Lederer (SenKultEuropa), Gabi Dolff-Bonekämper (TU Berlin), Leo Schmidt (BTU Cottbus), Oliver Sukrow (Icomos Austria, TU Wien), Franziska Bollerey (Delft), Moderation: Thomas Flierl
19:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Eine Veranstaltung der Hermann-Henselmann-Stiftung in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin[1], der Akademie der Künste [2]und Helle Panke e.V. - Rosa Luxemburg Stiftung Berlin.
Besucherinnen und Besuchern wird das Tragen einer FFP2-Maske empfohlen.