Philosophische Gespräche
Allerorten wird heute revoltiert. Im Spätsommer 2011 sah man ungeahnte Formen unmittelbarer Revolten inmitten Europas aufkeimen. So standen etwa Teile Londons in so nicht dagewesener Form in Flammen. Dass sich dort vor allem der Pöbel aus den Vororten auf Plünderungs- und Zerstörungstour befand, war eine ebenfalls allerorten anzutreffende Diagnose. Bereits vor einigen Jahren hatte sich ähnliches in Reaktion auf die Pariser Vorortunruhen abgespielt. Der Vortrag wird diese zeitgenössischen Phänomene aus philosophischer Perspektive aufzuklären suchen. Dabei wird es zentral um eine These gehen, die sich aus dem Denken Hegels entwickeln lässt. Dieser hatte in seinen rechtsphilosophischen Vorlesungen an einigen Stellen eine, aus seiner Sicht, problematische, da mangelhafte Form politischer Subjektivität ebenfalls 'Pöbel' genannt. Der Vortrag wird Hegels Bemerkungen zum Pöbel im Lichte der Revolten rekonstruieren und zeigen, dass sich die zeitgenössischen Revolten als Anzeichen einer 'prä-politischen' (Badiou) Situation lesen lassen. Letztlich wird so deutlich werden, dass Hegels Aktualität unter anderem darin besteht, begreiflich machen zu können, dass unsere politische Gegenwart, nicht nur immer noch, sondern mehr denn je, eine des Pöbels ist.
Referent: Frank Ruda