Vielfalt sozialistischen Denkens
Nicht nur angesichts der Krise des Marxismus Ende der 70er, auch angesichts der heute neu aufgeflammten Hoffnungen auf radikale Umwälzungen der Verhältnisse stellt sich erneut die Frage nach den methodischen und begrifflichen Grundlagen einer umfassenden Theorie der Befreiung.
Karl Reitter unternimmt mit seinem Buch „Prozesse der Befreiung. Marx, Spinoza und die Bedingungen eines freien Gemeinwesens" den Versuch, eine solche Theorie zu entwickeln, aufbauend sowohl auf einer kreativen Neuinterpretation des Marx’schen „Kapital“ als auch der „Ethik“ Spinozas.
Im Zentrum der Neulektüre stehen der Arbeitsbegriff bei Marx sowie der Begriff des conatus, des Tätigkeitsvermögens des Geistes wie des Körpers bei Spinoza. Wenn sowohl die Produktivkraft der Arbeit (Marx) als auch das Tätigkeitsvermögen des Körpers wie des Geistes (Spinoza) nicht fremdbestimmt, sondern autonom ausgeübt werden: sind hier dann die Bedingungen eines freien Gemeinwesens gegeben?
Referent: Karl Reitter, Redakteur der Zeitschrift „grundrisse" sowie Privatdozent für Philosophie. Er lehrt an der Universität Wien und Klagenfurt.
Moderation: Frank Engster