Zweite Transformationskonferenz
Die Veranstalterinnen und Veranstalter wollen die Tragbarkeit, Reichweite und möglichen Grenzen des Konzepts der "organischen Krise" (Antonio Gramsci) mit Blick auf die gegenwärtige Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus und frühere große Krisenperioden des Kapitalismus prüfen. Es wird davon ausgegangen, dass eine solche "organische Krise" die gesamte Periode des Übergangs von einer Akkumulations- und Regulationsweise des Kapitalismus zu einer anderen umfasst. Sie ist durch scharfe ökonomische Einbrüche und harte politische Konflikte gekennzeichnet. In dieser Periode wechseln sich Einzelkrisen und Phasen partieller Stabilisierung oder sogar des Aufschwungs ab. Es ist keine Periode des Niedergangs, sondern des Umbruchs, wo die alte Form der Entwicklung noch nicht abgestorben ist und die neue sich noch nicht auf eigener Grundlage entfaltet hat. Sie birgt ungeheure Gefahren und auch große Chancen. Es kann versucht werden, die Krise durch imperiale Politik nach außen zu wenden oder durch soziale Reformen in eine neue Form innerer Entwicklung zu verwandeln bzw. Beides miteinander zu verbinden. Es hat autoritäre und faschistische Formen der Bearbeitung solcher Krisen gegeben, aber auch die der Demokratisierung und des Sozialstaats.
Die Zweite Transformationskonferenz zielt darauf ab, die Eigenarten derartiger organischer Krisen im historisch-analytischen Vergleich genauer zu verstehen und das begriffliche und methodologische Instrumentarium eingreifender Krisenanalyse weiterzuentwickeln, um davon ausgehend Aussagen über die aktuelle Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus, mögliche Szenarien ihres Verlaufs und Möglichkeiten emanzipatorisch-solidarischen Eingreifens treffen zu können.
Am Vorabend der Transformationskonferenz findet die Rosa-Luxemburg-Lecture von Nancy Fraser, Professorin an der New School for Social Research, New York, Rethinking Capitalist Crisis statt. Termin: 22. November 2012 von 19 bis 21 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin. Die Veranstaltung wird moderiert von Katharina Pühl, Mitarbeiterin des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Ablauf der Konferenz:
Freitag, 23. November 2012
"Unheilbare Widersprüche". Krisen und Transformation
11:00 Uhr bis 11:15 Uhr
Eröffnung durch Dr. Wolfgang Küttler, Leibniz-Sozietät
11:15 Uhr bis 13:00 Uhr
"Wenn das Alte stirbt ..." Einführung zum Begriff der organischen Krise
Referent: Dr. Mario Candeias
Kommentare: Prof. Günter Krause und Katharina Pühl
Moderation: Prof. Michael Brie
13:00 Uhr bis 14:00 Uhr
Mittagspause
14:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Referate:
Prof. Klaus Steinitz: Am Scheideweg - die gegenwärtige Krise im Vergleich
Dr. Thomas Sablowski: Klassenkämpfe und Transformationen des Kapitalismus: Große Krisen im Vergleich
Moderation: Cornelia Hildebrandt
15:45 Uhr bis 16:15 Uhr
Kaffeepause
16:15 Uhr bis 18:00 Uhr
Referate:
Prof. Gabriele Winkler: Hausfrauen ArbeitskraftmanagerInnen Lebenskünstlerinnen. Von der Krise des fordistischen und des neoliberalen Reproduktionsmodells zur Frage nach zukünftigen Lebensperspektiven
Moderation: Dr. Judith Dellheim
18:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Abendessen
19:00 Uhr bis 21:00 Uhr
Referat:
Prof. Raul Zelik: Der lateinamerikanische Sozialismus des 21. Jahrhundert und der Staatssozialismus. Das postneoliberale Projekt und seine Alternative
Kommentar: Dr. Karin Gabbert
Moderation: Angela Isphording
Samstag, 24. November 2012
Große Krisen als Herausforderung für die Linken
10:30 Uhr bis 12:30 Uhr
Referate:
Dr. Judith Dellheim: Finanzialisierung in organischen Krisen. Konsequenzen für sozialökologische Transformation
Veronika Duma, Martin Konecny und Hanna Lichtenberger: Autoritärer Etatismus. Krisenbearbeitung im historischen Vergleich: Österreich und Griechenland
Moderation: Prof. Ulrich Brand
12:30 Uhr bis 13:30 Uhr
Mittagessen
13:30 Uhr bis 15:30 Uhr
Referate:
Prof. Joachim Bischoff und Christoph Lieber: Das Ende des Laissez-faire und marktkonforme Demokratie. Alternativen zum zweiten Transformationsprozess des Kapitalismus
Prof. Thomas Kuczynski: Große Krisen als Transitionsphasen innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise
Moderation: Prof. Günter Krause
15:30 Uhr bis 16:00 Uhr
Kaffeepause
16:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Referate:
Adrienne Göhler: Wege zu einer Kulturgesellschaft
Prof. Bob Jessop: The Transition to Democratic Socialism: Revisiting Poulantzas and his Relevance Today
Moderation: Barbara Fried
Abschluss und Ausblick: Katharina Pühl
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Leibniz-Sozietät.
Joachim Bischoff hat in der Zeitschrift Sozialismus eine Würdigung [1]zu Klaus Steinitz 80. Geburtstag geschrieben.
RLS, Leibniz-Societät