Junge Panke
Vor über 100 Jahren hat sich Karl Marx hingesetzt und mal begonnen aufzuschreiben, was es mit dem Kapitalismus auf sich hat. Dabei rausgekommen ist ein ziemlich dickes Buch, in dem Marx so gut wie niemand anders die Grundprinzipien, Funktionsweisen und Krisenhaftigkeit des Kapitalismus aufzeigt: „Das Kapital“. Diese Analyse war Bezugspunkt für ganze Bewegungen, Staatenbildungen und ziemlich viel Murks. Spätestens seit dem Zusammenbruch des sog. „realexistierenden Sozialismus“, wie beispielweise in der DDR, könnte man meinen, der olle Marx und sein Werk gehören in die Mottenkiste.
Es gibt aber schon seit längerer Zeit eine Lesart des "Kapitals", die weniger dogmatisch und orthodox ist und erheblichen Einfluss hat. Populär gemacht wurde sie durch unterschiedliche Theorieströmungen wie die Kritische Theorie und den Poststrukturalismus und Leute wie Adorno oder Michel Foucault.
Um diese besser zu verstehen, ist es aber sinnvoll, sich das Wissen aus Marxens Schrift anzueignen. Aber nicht nur, um die Theorien von SoziologInnen und PhilosophInnen besser nachvollziehen zu können, sind wir der Meinung, dass die Lektüre wichtig ist: Seitdem die Finanzkrise über Europa hinwegrollte, ist es auch in unseren Breitengraden kein Geheimnis mehr, dass der Kapitalismus vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Und seit wir z. B. im Gesundheitswesen erfahren, wie sich die Arbeit, die Beziehungen der Menschen zueinander und die Zielsetzungen ändern, wenn z. B. ein Krankenhaus plötzlich nach kapitalistischer Logik funktionieren soll, können wir das als PatientInnen, Beschäftigte oder einfach Angehörige hautnah erleben.
Es lohnt sich also durchaus das Buch zur Hand zu nehmen und herauszufinden, was es mit diesem „Mehrwert“, der komischen „Profitrate“ und all dem Zeug auf sich hat und warum das alles in den Waren, die wir nutzen, für die wir arbeiten müssen und die uns umgeben, steckt.
Kurz: „Das Kapital“ gibt die Möglichkeit, einiges über die Gesellschaft zu erfahren, in der wir leben, und was vielleicht daran auch nicht so dolle ist. Und weil das alles eine ziemlich komplexe Angelegenheit ist und gemeinsames Lesen und Diskutieren eh mehr Spaß macht, laden wir Euch zum gemeinsamen Wochenendseminar „Einführung in das Kapital“ ein, das sich sowohl an EinsteigerInnen ohne Vorkenntnisse als auch an Leute richtet, die ihr Wissen auffrischen wollen.
Als Teamerin konnten wir Dr. Nadja Rakowitz gewinnen. Sie arbeitet in der Geschäftsstelle des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte und in der Redaktion des "express. Zeitung für Gewerkschaftsarbeit". Sie hat in der Marx-Gesellschaft mitgearbeitet und ihre Dissertation zu „Einfache Warenproduktion. Ideal und Ideologie“ verfasst.
Der Workshop entstand als Gemeinschaftsidee von Helle Panke e.V. und dem Asta der Alice-Salomon-Hochschule[1].