Vielfalt sozialistischen Denkens
Sein ganzes Leben widmete der radikale Sozialist Karl Polanyi (1886 bis 1964) der Zielstellung, eine eigene Erzählung der demokratischen Linken zu entwickeln. Er wollte mit dieser Erzählung, die jenseits von elitären Diskursen stattfinden muss, gegen die Krise der liberalen Utopien und der kapitalistischen Marktgesellschaft, das Alltagsbewusstsein der Menschen erreichen.
In seinem soeben erschienenen Buch Polanyi neu entdecken beschreibt Michael Brie einen fiktiven Dialog zwischen Nancy Fraser und Karl Polanyi. Es geht ihm darum, die Reduktion Polanyis auf einen bloßen Sozialreformer zu überwinden und ihn im Licht der Einsichten des sozialistischen Feminismus neu zu lesen. Diese Form der Annäherung an Polanyi kann uns, meint Brie, vielleicht helfen die Spaltungen der Linken in den gemeinsamen Kämpfen für eine Gesellschaftsveränderung im Kapitalismus über ihn hinaus zu einer anderen Welt zu überwinden".
Dieser Vortrag wird die Grundlage für weiterführende Seminare sein, in denen wir uns mit der "Alternativlosigkeit" des heutigen Alltagsbewusstseins beschäftigen wollen.
Literaturhinweis: Michael Brie Polanyi neu entdecken. Das hellblaue Bändchen zu einem möglichen Dialog von Nancy Fraser und Karl Polanyi[1], VSA Verlag Hamburg.
Ausgangspunkt ist die Polanyi-Rezeption im Werk der bekannten amerikanischen Feministin Nancy Fraser. Das Buch enthält auch eine bisher nicht veröffentlichte Konzeption Polanyis für ein zweites Buch Den Masterplan des einfachen Bürgers, in dem er seine Alternative ausformulieren wollte.
Referent: Prof. Dr. Michael Brie
Moderation: Dr. Frank Engster