Geschichte
Im Oktober 1990 wurde mit der deutschen Einheit auch ein bemerkenswertes Kapitel der DDR-Solidarität mit dem antikolonialen Befreiungskampf im südlichen Afrika und dem Ringen um die Überwindung des Apartheidregimes beendet: die Herstellung der ANC-Zeitschrift "Sechaba" in ostdeutschen Druckereien. Seit Januar 1967 war das offizielle Sprachrohr der südafrikanischen Befreiungsbewegung ANC mit Unterstützung des DDR-Solidaritätskomitees finanziert mit Spendengeldern gedruckt worden. Südafrikaner, die in der DDR im Exil lebten, begleiteten den Druck von "Sechaba" und brachten sie auf den Weg in die Welt. Einer von ihnen war Eric Singh.
Entscheidenden Anteil an Geburt und Werden der Zeitschrift hatte der langjährige Vorsitzende des Solidaritätskomitees der DDR, Heinz H. Schmidt. Er hatte als antifaschistischer Widerstandskämpfer selbst Verfolgung, Haft und Exil erfahren und wusste deshalb um die Schwierigkeit, den Kampf sowohl im eigenen Land als auch von außerhalb gegen einen übermächtigen Gegner zu organisieren und Solidarität zu mobilisieren. Als Journalist hatte er auf diesem Gebiet vor 1945 zunächst im Prager und dann im Londoner Exil Erfahrungen gesammelt. Er verstand vor diesem Hintergrund die Probleme und Bedürfnisse des ANC gut. Schnell entwickelten sich eine große gegenseitige Wertschätzung und eine politische wie emotionale Nähe zu Partnern im ANC, insbesondere zu Verantwortlichen für Information und Propaganda.
Antifaschisten wie Heinz H. Schmidt legten in den 1960er Jahren das Fundament für vertrauensvolle Beziehungen des Solidaritätskomitees und der DDR zu Befreiungsbewegungen und Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Es ist schade, dass so wenig von diesem Erbe im geeinten Deutschland wiederzufinden ist.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Solidaritätsdienst-international e. V. (SODI)
Referentin: Ilona Schleicher
Moderation: Dr. Stefan Bollinger