Literatur und Gesellschaft
Der Historiker und Schriftsteller Karsten Krampitz versucht, anhand des Jahres 1976 die DDR neu zu denken. Staat und Gesellschaft sollen nicht gleichgesetzt, nicht verklärt und schon gar nicht dämonisiert werden: Vor vierzig Jahren wurde der Palast der Republik eröffnet. Bei den Olympischen Sommerspielen errang die DDR 40 Goldmedaillen. Bei den Wahlen zur Volkskammer stimmten 99,86 Prozent für die Einheitsliste. 1976 war aber auch das Jahr, in dem Reiner Kunze aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde, Pfarrer Oskar Brüsewitz sich auf dem Marktplatz in Zeitz mit Benzin übergoss und anzündete, Wolf Biermann ausgebürgert und Robert Havemann unter Hausarrest gestellt wurde.
Im Kontext dieser Ereignisse soll mit dem Publikum eine ganz bestimmte Frage diskutiert werden: Inwieweit hat der Umstand, dass die Geschichte der DDR seit zweieinhalb Jahrzehnten prinzipiell falsch erzählt wird, das historische Gedächtnis der Menschen beeinflusst und womöglich zu einer kollektiven Identitätsstörung geführt? Ist der von AfD und Pegida freigesetzte Hass so vieler Ostdeutscher vielleicht auch eine Folge offizieller Erinnerungspolitik? Denn ein Leben, das in seiner Gänze nicht erzählt werden kann, das für falsch und nutzlos erklärt wird, macht Menschen innerlich krank.
Referent: Dr. des. Karsten Krampitz
Moderation: Prof. Dietrich Mühlberg
Eine Veranstaltung der Hellen Panke in Kooperation mit dem Verbrecher-Verlag[1].