Samstag, 1. September 2018, 14:00 bis 16:00, Gedenkstätte Plötzensee (Eingang), Hüttigpfad 16, 13627 Berlin

Gefängnis und Gedenkstätte Plötzensee

DenkMalTour

Von 1868 bis 1879 als Strafanstalt Plötzensee vor den Toren Berlins errichtet, entstand auf einem Areal von über 25 Hektar ein Gebäudekomplex mit vielen Freiflächen für 1.200 Gefangene. Neben Gefängnishäusern wurden Verwaltungsbauten, Betriebsgebäude, zahlreiche Arbeitsbaracken, ein Haftkrankenhaus, eine Kirche und Beamtenwohnungen als rote Ziegelbauten errichtet. Zwischen Zuchthäusern und Gefängnissen bestand ein erheblicher Unterschied. Herrschten in Zuchthäusern strenge Isolation und Disziplinierung, so wurden in den Gefängnissen kürzere Strafen bei günstigeren Haftbedingungen vollstreckt. Im Strafgefängnis Plötzensee sollte nicht Rache geübt, sondern Besserung bewirkt werden.

Nach 1933 verschärften sich in Plötzensee die Haftbedingungen. Ziele des Strafvollzugs waren nun Vergeltung, Abschreckung und die “Ausmerzung” angeblich Minderwertiger. Plötzensee erhielt eine neue Funktion und diente jetzt auch als Untersuchungsgefängnis für politische Strafverfahren. Mit Beginn des Krieges im September 1939 wurden mehr und mehr Ausländer inhaftiert, die als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden waren. sind. Sie bildeten neben den deutschen Gefangenen mit zumeist kürzeren Freiheitsstrafen, den politischen Untersuchungshäftlingen und den zum Tode verurteilten Häftlingen eine vierte Häftlingsgruppe in Plötzensee. “Wiederholungstäter” mit Freiheitsstrafen über einem Jahr haben kaum noch eine Chance, wieder in Freiheit zu gelangen. Nach der Strafverbüßung werden sie der Kriminalpolizei überstellt, die in aller Regel ihre Einweisung als “Vorbeugehäftlinge” in die Konzentrationslager verfügt.

Wurden zwischen 1890 und 1932 insgesamt 36 wegen Mordes zum Tode verurteilte Menschen unter freiem Himmel auf einem Gefängnishof durch das Handbeil hingerichtet, fallen in den 12 Jahren des nationalsozialistischen Terrors zwischen 1933 und 1945 fast 3000 Menschen justizförmigen Tötungen zum Opfer.

Bei einem Luftangriff im Herbst 1943 wird auch das Strafgefängnis Plötzensee schwer getroffen. Der große dreiflügelige Zellenbau (Haus III), in dem die zum Tode verurteilten Gefangenen inhaftiert sind, weist erhebliche Beschädigungen auf. Durch Überbelegung, eine einseitige und oft nicht ausreichende Ernährung sowie verzögerte oder nicht gewährte medizinische Hilfe verschlechtern sich die Lebensbedingungen der Gefangenen in der zweiten Kriegshälfte permanent. Im Frühjahr 1945 werden die Gefangenen nach und nach entlassen. Als die Rote Armee die Anstalt am 25. April 1945 einnimmt, ist sie weitgehend menschenleer.

1945 bestimmten die Alliierten, dass Plötzensee künftig als Jugendgefängnis fungieren soll. Der große Zellenbau wurde nicht wieder aufgebaut, das Haus III abgerissen. Stattdessen entstanden Neubauten für jugendliche Strafgefangene. In Plötzensee befindet sich auch weiterhin ein Haftkrankenhaus. 1951 beschloss der Senat von West-Berlin, in Plötzensee eine Gedenkstätte einzurichten. Mit der Gestaltung wurde der Architekt Bruno Grimmek (* 1902 - † 1969) betraut. Teile des Hinrichtungsschuppens wurden abgerissen, eine Gedenkwand errichtet. Nachdem der Grundstein für die Gedenkstätte am 9. September 1951 gelegt wurde, erfolgte die feierliche Einweihung am 14. September 1952.

Die Gedenkstätte Plötzensee für die Opfer des Nationalsozialismus aus dem In- und Ausland ist seit dieser Zeit ein Ort des stillen Gedenkens. Zwischen 1933 und 1945 wurden hier fast 3000 Menschen nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet. Der Raum, in dem die Hinrichtungen stattfanden, ist heute Gedenkraum. Im Raum daneben wird die Praxis der nationalsozialistischen Justiz dokumentiert.

Referentin: Gabriele Schneider

Die DenkMalTour wird gemeinsam organisiert von Helle Panke e.V. und NaturFreunde Berlin[1].

Links:

  1. http://www.naturfreunde-berlin.de/
Kosten: 3,00 Euro / ermäßigt 2,00 Euro

Wo?

Gedenkstätte Plötzensee (Eingang)
Hüttigpfad 16
13627 Berlin