Seniorenklub im Karl-Liebknecht-Haus
Die als "Spartakusaufstand" apostrophierten Massenproteste und Kämpfe im Januar 1919, ausgelöst durch die Absetzung des Polizeipräsident Emil Eichhorn (USPD), werden von den Regierungstruppen im Auftrag der Regierung Ebert-Scheidemann blutig niedergeschlagen. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden ermordet. Den getöteten Januarkämpfern wird ein Massengrab außerhalb Berlins auf dem Städtischen Friedhof in Friedrichsfelde zugewiesen. Die Beisetzung gestaltet sich trotz Behinderung zur Massendemonstration.
Das Grabfeld wird in den Folgejahren zum politischen Wallfahrtsort der KPD und ihrer Sympathisanten. Ein Denkmal soll dort den Märtyrern der Revolution gewidmet werden. Ludwig Mies van der Rohe lernt durch Zufall beim Kunstsammler und KPD-Gründungsmitglied Eduard Fuchs die Denkmalpläne kennen und setzt einen eigenen Entwurf entgegen. Ihm gelingt ein Geniestreich der Denkmalkunst. Obwohl das Revolutionsdenkmal nur neun Jahre Bestand hatte und 1935 vom NS-Regime abgerissen wurde, hat es sich weltweit tief in das kulturelle Gedächtnis eingegraben.
Der Vortrag geht auf den aktuellen Forschungsstand, auf Hintergründe, Akteure und Nachwirkungen des Denkmalbaus ein, erläutert die Entscheidung für eine Gedenkstätte der Sozialisten nach 1945, stellt Pläne der Rekonstruktion des Revolutionsdenkmals im Stadtraum vor und nimmt Stellung zu Legenden und den Diskussionen um eine zeitgemäße Erinnerungskultur.
Referent: Prof. Dr. Jürgen Hofmann (Historiker, Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Historische Kommission beim Parteivorstand DIE LINKE, Mitautor von Das Revolutionsdenkmal von Ludwig Mies van der Rohe. Zerstörung und Nachwirken einer modernen Utopie 2013)
Moderation: Christian Beyer