Philosophische Gespräche
Europaweit kehren Regionen und Nationen zurück und dominieren mehr oder weniger die politischen Diskurse. Gespenstisch? Jein! Die Diskurselemente sind zwar recht imaginär, besitzen jedoch in der Regel eine longue durée. Deswegen sollte kritische Analyse sich ihrerseits nicht tagespolitisch erschöpfen. Sie muß das Aktuelle mit dem vielfach Historischen verbinden, nicht anders als Persönliches mit Gesellschaftlichem. Ziel sollte sein, die historischen Bezüge kritisch zu rekonstruierten, und dadurch Aufklärung und Kosmopolitismus zugute kommen zu lassen. Das verlangt, ins Detail zu gehen und Kenntnis selbst scheinbar ferner, exotisch wirkender Provinzen nicht zu scheuen. Bei solcher Recherche darf auch gelacht werden, wie bereits der Haupttitel des Vortrags signalisiert. Andererseits, im Blick auf 'den lieben Gott': Nicht überall im deutschsprachigen Raum, gar in Europa sind Christentum, Kirche und Religion so passé wie in Ostdeutschland. Und: Es gibt in den Religionen mehr oder weniger ausgeprägte Selbstkritik-Potentiale, die man - Ernst Bloch folgend - nicht leichtfertig ignorieren sollte.
Prof. h.c. Dr. Richard Faber, stud. Germanistik, Geschichte, Politologie, Philosophie, Religionswissenschaft und Soziologie und wurde 1973 in Philosophie promoviert. Seit seiner Habilitation mit einer Arbeit zur Kritik der Konservativen Revolution im Jahr 1977 ist er Privatdozent für Soziologie (insbesondere Soziologie der Literatur) an der Freien Universität Berlin[1], seit 2006 Honorarprofessor.