Internationale Politik
Afghanistan ist sicher – mit dieser Begründung wurden noch vor kurzem Flüchtlinge aus Deutschland an den Hindukusch abgeschoben. Doch nach dem Abzug der westlichen Truppen stürzt das Regime, das sie aufrechterhalten haben, wie ein Kartenhaus zusammen. Und damit auch alle Versprechungen in Zusammenhang mit dem Kriegseinsatz, denen zufolge "wir" eine moderne Nation mit Sicherheitskräften ausbilden, die den Menschenrechten verpflichtet seien. Was umso tragischer ist, da nach vorsichtigen Schätzungen der UN allein seit 2009 weit über 100.000 Zivilisten in diesem Krieg getötet wurden.
Tatsächlich erinnert der Abzug der westlichen Truppen an eine planlose Flucht vor den Taliban. Selbst ein Großteil der einheimischen Helfer bleibt auf der Strecke. Doch die Verantwortungslosigkeit gegenüber den Menschen, die der Krieg in Not gestürzt hat, reicht lange zurück.
In Deutschland werden afghanische Flüchtlinge seit Jahren mit Widerrufs- und Überprüfungsverfahren konfrontiert. Der Familiennachzug aus Afghanistan wurde seit Jahren systematisch durch überbordende bürokratische Anforderungen ausgebremst. Auch jetzt gäbe es immer noch Möglichkeiten, schnell und unbürokratisch zu helfen – wogegen konservative Politiker bereits die Parole ins Spiel bringen, "2015" dürfe sich nicht wiederholen.
Referentin: Majd El-Safadi (Welttrends)
Moderation: Karlen Vesper