Literatur und Gesellschaft
Geboren 1913, lebte Stefan Heym genau in jener historischen Phase, die Eric Hobsbawm als das "kurze 20. Jahrhundert" bezeichnet hat. Kaum eine Biografie widerspiegelt die Spannungen dieser Phase prominenter als die Heyms: Als jüdischer Chemnitzer und als Linker geriet er schon vor 1933 mit rechten Kräften in Konflikt, verließ Nazideutschland noch 1933 in Richtung Tschechoslowakei, ging später in die USA und kämpfte in der US-Armee für die Befreiung Deutschlands. Der Antikommunismus der McCarthy-Zeit trieb ihn über Umwege zurück nach Berlin (Ost).
In der DDR war er einer der populärsten Schriftsteller, geriet wegen seiner kritischen Schriften aber mehrfach mit der Parteiführung in Konflikt; er wurde zeitweise nicht gedruckt und sogar sanktioniert, ohne je zum Dissidenten zu werden.
Im Herbst 1989 machte sich Heym für eine demokratisch-sozialistische DDR stark. Nachdem allerdings die Entwicklung eine ganz andere Richtung genommen hatte, engagierte er sich für die Interessen der Ostdeutschen und zog 1994 als Parteiloser für die PDS in den Bundestag. Als Alterspräsident durfte er diesen eröffnen und war dabei antikommunistischen Anfeindungen ausgesetzt, die zu den dunkelsten Momenten in der Bundestagsgeschichte gehören dürfen.
Stefan Heym hat sich nie angepasst, eckte stets an und wurde von linken wie rechten Gegnern angegriffen. Sein 20. Todestag soll uns Anlass sein, Heyms literarisches Werk und sein politisches Engagement zu würdigen und darüber nachzudenken, was er uns heute sagen kann.
Mit: Daniela Dahn, Dr. Therese Hörnigk und Dr. Gregor Gysi
Gedichte von Stefan Heym singt Robert Stadlober mit seiner Band HEYM[1].
Eine gemeinsame Veranstaltung von Helle Panke e.V. und der Rosa Luxemburg Stiftung[2].