Junge Panke
Die revisionistische Geschichtsschreibung hat längst den Ersten Weltkrieg erreicht und macht auch nicht halt vor Liebknecht. Dies fängt damit an, dass die Hauptverantwortung für den Ersten Weltkrieg von den Herrschenden im Wilhelminischen Reich ohne neue Belege auf Serbien, Russland, Frankreich, ja Großbritannien verschoben und in Bezug auf die Novemberrevolution die bolschewistische Gefahr durch Spartakus erneut, wie schon vor 100 Jahren, beschworen wird. Dabei war Liebknecht weder ein Marxist noch ein Machtmensch wie Lenin. Er war nicht für Terror, aber er war für die Massen; er war für die Russische Revolution, aber in seinen Schriften kam eine Revolutionsavantgarde für ihn nicht infrage. Wie Luxemburg war er überzeugt, dass die Diktatur des Proletariats nur funktionieren könne, wenn sie die Basisdemokratie der Mehrheit der proletarischen Massen verkörperte. Auch das unterschied ihn von Lenin, der bald die Räte durch eine Kaderpartei ersetzte - was für Liebknecht undenkbar gewesen wäre. Und sterben musste er, weil er Kriegsgegner und Revolutionsbefürworter war.
Referent: Klaus Gietinger (Sozialwissenschaftler, Regisseur und Autor zahlreicher Bücher und Filme[1] zum Thema, zuletzt: Karl Liebknecht oder: Nieder mit dem Krieg, nieder mit der Regierung![2])
Moderation: Dr. Alexander Amberger
In Kooperation mit dem Kleinen Buchladen und dem Karl Dietz Verlag.