DenkMalTour
Es gibt nicht viele Orte, an denen über Emanzipationskämpfe von queeren Menschen und von Frauen so gut berichtet werden kann, wie auf dem 1856 angelegten Matthäus-Kirchhof in Schöneberg. Als lägen sie hier alle, denkt man, wenn man vom Grab von Hilde Radusch, die 1929 lesbische KPD-Stadtverordnete in Berlin war, vorbei zur letzten Ruhestätte von Rio Reiser geht – und dabei noch einen Blick auf das Grab von Minna Cauer, einer der großen Vorkämpferinnen für das Frauenwahlrecht, wirft. Der Fotograf der AIDS-Krise, Jürgen Baldiga, liegt hier, und zwar direkt neben Manfred Salzgeber, dem Begründer des Programmkinos in der Bundesrepublik, dem die Zugänglichkeit so unendlich vieler queerer Filme zu verdanken ist. Am Grab von May Amin kann man an eines ihrer Gedichte und ihre Arbeit als afrodeutsche Aktivistin erinnern. Und immer wieder an AIDS: Ovo Maltine, Hans-Peter Hauschild, Andres Meyer-Hanno (Hannchen Mehrzweck), Napoleon Seyfarth, Bernd Aretz – sie gehörten zu jenen, die offen mit ihrer HIV-Infektion umgingen und sich entschlossen und mutig der gesellschaftlichen Repression entgegenstellten. "Ficken ist Frieden" machte die hier begrabene Helga Goetze deutlich – und Françoise Cactus mochte "Liebe zu Dritt".
Unser Rundgang über den Kirchhof soll neugierig machen auf diesen wunderschönen Ort und auf Menschen, die wir nicht vergessen sollten sowie auf deren emanzipatorischen Kämpfe, die heute unsere sind. Ein einmaliger Besuch des Kirchhofs reicht dazu nicht aus: Es gibt so viel zu entdecken, der Ort ist märchenhaft. Wohl deshalb liegen hier auch die Gebrüder Grimm begraben. Im Anschluss an den Rundgang besuchen wir das Friedhofscáfe Finivo. Dort finden sich zur Ansicht auch zahlreiche Mappen und Ordner zu den Biographien von auf dem Kirchhof begrabenen Menschen.
Mit: Frank Laubenburg und Bodo Niendel.
Im Eintritt ist Kaffee & Kuchen im Cáfe Finovo enthalten. Wer nur am Rundgang teilnehmen will, zahlt 4 Euro Eintritt.
Da wir nur begrenzt Personen mitnehmen können und wir beim Cáfe Finovo eine Teilnehmendenzahl nennen müssen, bedarf es einer verbindlichen Anmeldung.