Vielfalt sozialistischen Denkens
Es gibt einen Autor, der Stichwortgeber einer ganzen Generation der Intelligenz der italienischen (neuen) Linken gewesen ist, von Pasolini über Eco bis Agamben – auch wenn er eher untergründig wirksam blieb. Während er in Italien mittlerweile wiederendeckt wird, ist er in Deutschland bis heute nahezu unbekannt. Das ist umso erstaunlicher, als es das Spezifische gerade der deutschen Geschichte gewesen ist, das ihn umtrieb, obwohl, oder vielleicht gerade weil dieses Spezifische in einer eigenartigen Parallelität auch das 20. Jahrhundert Italiens bestimmte, wenngleich in weniger "reiner" Gestalt: das Scheitern einer sozialistischen Revolution und der Sieg des Faschismus – die Urtragödie des 20. Jahrhunderts.
Die Rede ist von Furio Jesi. Jesi war in Italien weitgehend vergessen und wurde erst in den letzten Jahren (wieder) entdeckt. In Deutschland ist Jesi durchgehend unbekannt geblieben und war allenfalls ein Geheimtipp. Im Mittelpunkt seiner Schriften steht die Verbindung von Mythos, Ideologie und Gewalt, von kollektivem Gedächtnis und Technologie. Diese Verbindung wurde bereits im historischen Faschismus wirksam und ist heute, im Zeitalter des sog. Rechtspopulismus und eines neuen Faschismus', von "Post-Truth" und der Wirkmächtigkeit fiktionaler, irrationaler und verschwörungsideologischer "Narrative", der Kulturkämpfe, der Technologien des Digitalen sowie einer Politik der Affekte und einer Ökonomie der Aufmerksamkeit wieder akut geworden. In Jesis Konzeption der "mythologischen Maschine" und seiner Dekonstruktion der "Kultur von rechts" findet diese Verbindung ihre Verarbeitung. Der Abend soll Furio Jesi, seine Idee der "mythologischen Maschine" sowie sein Spartakus-Buch vorstellen.
Cinzia Rivieri und Dr. Frank Engster, die beiden Referent_innen, haben eines der wichtigsten Werke Jesis, sein furioses Buch Spartakus. Symbologie der Revolte[1], ins Deutsche übersetzt. Es erscheint Anfang Mai im August Verlag. Der Abend soll Furio Jesi, seine Idee der "mythologischen Maschine" sowie sein Spartakus-Buch vorstellen.