Extreme Rechte
Die Jahre 1925-1935 waren die große Zeit des sogenannten „Freudo-Marxismus“, also der Versuche, Freudsche Psychoanalyse und Marxsche Gesellschaftstheorie zu verknüpfen. 30 Jahre später entdeckte die studentische Protestbewegung, die auf der Suche nach einer Erklärung für das Schweigen der älteren Generation über Faschismus, Krieg und Holocaust war, zuerst den revolutionären Arzt Wilhelm Reich, dann auch Herbert Marcuse und Sigmund Freud. Anfang der dreißiger Jahre hatte Reich sich von der Mehrheit der deutschen Psychoanalytiker und Parteikommunisten dadurch unterschieden, dass er verstand, dass die Nazis überaus erfolgreich die Ressentiments aller Unzufriedenen manipulierten und dass sie Todfeinde der Freudschen (wie jeder Form von) Aufklärung waren. Beide Organisationen, KPD und IPA, schlossen ihn aus, und in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre wendete Reich sich enttäuscht von Freudscher Psychologie und marxistischer Politik ab und suchte das Heil in der Rückkehr der Menschheit zu einem „naturgerechten“ Leben im Einklang mit der kosmischen Energie „Orgon“, die er entdeckt zu haben glaubte.
Referent: Prof. Dr. Helmut Dahmer, Wien. Von ihm erschien zuletzt das Doppelheft 68/1[1] und 68/2[2] unserer Reihe "Philosophische Gespräche" zum Thema "Benjamin, Brecht, Trotzki".
Moderation: Fabian Kunow
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.