Vernissage in der Galerie
Musik: Querflöten-Quartett der Musikschule Pankow "Béla Bartók"
Leitung: Cornelia Dräger
Laudatio: Volkhard Böhm
Aus der Laudatio auf beide Künstlerinnen von Volkhard Böhm zur Ausstellungseröffnung am 29. März 2011:
Brigitte Lingertat
... kämpft um die menschliche Figur... Dieser zupackende, kräftige Strich mit expressivem Gestus, der von einem unbändigen Willen zeugt. Es gibt bei ihr nicht diese genialische, einzige, körperumschreibende Linie. Sie schreibt ihre Figuren mit mehreren Oktaven, immer mit Vehemenz vorgetragenen Linien fest. Es sind keine nervös suchenden Linien. Es sind diese in ihrer Stärke und Festigkeit findenden Linien, die dann ihren Figuren sowohl Beständigkeit, Widerständigkeit, aber auch Verletzlichkeit, Bewegtheit einerseits und Ruhe andererseits verleihen Sie bedient sich der verschiedensten Materialien. Kohle, verschiedene Kreiden. Da, wo sie farbig wird, setzt sie die Farbe sparsam und zurückhaltend ein... die Aktfigur ist ihr Thema geworden und dabei ausschließlich die weibliche Aktfigur. Diese war auch immer in der Kunstgeschichte das Sinnbild für Schönheit, für Eleganz, für die Muse des Künstlers. Aber darauf reduzieren sich ihre Figuren nicht. Es ist vor allem das Weibliche, was Brigitte Lingertat interessiert.
Heidrun Sommer
... ist eine Erzählerin. Ihr eigentliches Metier ist die Grafik und darin in den letzten Jahren immer mehr die Kaltnadelradierung. 1948 in Mecklenburg geboren, ausgebildete Ökonomin, ist sie das, was man im künstlerischen Bereich eine Seiteneinsteigerin nennt. Bei Hubert Rehfeld und Martin Hofmann hat sie Kurse besucht. Seit vielen Jahren ist sie wie Brigitte Lingertat bei Stefan Friedemann im Studio Bildende Kunst. Noch vor wenigen Jahren hat sie experimentiert mit Farbradierungen, mit Abstraktionen bis zur Gegenstandslosigkeit. Ich kann mich noch an Grafiken erinnern, die zwar furiose grafische Feuerwerke waren, die aber ihren eigentlichen Intentionen nicht entsprachen. Sie war auf der Suche nach neuen, anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Und diese Suche hat sie zu unserem und ihrem Glück zurück gebracht zu ihrem eigentlichen Thema, dem Erzählen vom Menschen, von seinem Aussehen und seiner Befindlichkeit, von seinem Agieren in der Landschaft und seiner Wohnumwelt, von seinem und unserem Leben...... Einige Gestaltungsweisen finden hier Eingang, wie man sie in der naiven Kunst kennt. Es ist ein heiterer, lebensfroher, aber auch nachdenklicher Gestus, der ihre Grafiken auszeichnet. Oft radiert sie vor Ort oder auf ihren Wegen durch die Stadt. Eine Platte und Radiernadeln hat sie dabei. So wird manches Bild topographisch genau, kann sich aber durchaus auf dem weiteren Weg durch die Stadt verändern, weil ein neues Motiv zu einem bereits radierten passen könnte...