Philosophische Gespräche
Adornos gesamte Philosophie kann als Kritik an Heidegger und als Gegenentwurf zu dessen Fundamentalontologie angesehen werden. Bereits in der Kierkegaard-Kritik war der zeitgenössische Ansatz Heideggers mitgemeint, und in Adornos Vortrag Die Aktualität der Philosophie von 1929 wird dann ausdrücklich betont, dass nicht bloß das szientistische Denken, sondern mehr noch die Fundamentalontologie den aktuellen Aufgaben der Philosophie widerspricht. Wahrheit, die Konstellation von Subjekt und Objekt, in der beide sich durchdringen, ist weder auf Subjektivität noch auf jenes Sein, dessen dialektisches Verhältnis zur Subjektivität Heidegger zu verwischen trachtet, zu reduzieren. Der Heideggersche Rückgriff hinter die Subjekt-Objekt-Beziehung wird von Adorno interpretiert als ein Ausbruchsversuch, in dem Abstrakta höherer Ordnung wie Sein und Dasein hypostasiert und eine Kant gegenüber vorkritische, ontologische Position bezogen wird, die sich in unauflösbare Widersprüche verwickelt. Wenn Heidegger schließlich frohlockt, daß sich die Erde selbst in die Luft sprengt und das jetzige Menschentum verschwindet, was kein Unglück sei, sondern die erste Reinigung des Seins von seiner tiefsten Verunstaltung durch die Vormacht des Seienden, so wird der Vortrag zeigen, dass Adorno diese Einstellung antizipiert hat, lange bevor die Schwarzen Hefte den philologischen Nachweis boten.
Referent: Dr. Martin Blumentritt (Philosoph und Publizist, er lebt in Hamburg)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Sozialtheorie Bochum e.V.