Geschichte
Vom Feind der Volksgemeinschaft zum deutschen Helden in 80 Jahren: Georg Elser (1903-1945) wollte Adolf Hitler 1939 mit einer Bombe töten und scheiterte nur knapp. Nach langer Verleumdung setzt ihm die deutsche Gesellschaft ein Denkmal nach dem anderen. In Deutschland vergeht kein 8. November mehr ohne ausführliche Ehrung des Attentats auf Adolf Hitler im Jahr 1939. Bis zum Ende der Bonner Republik stand der proletarische Widerstandskämpfer aus dem schwäbischen Königsbronn im Schatten der Putschisten des 20. Juli 1944. Inzwischen scheint sich das Verhältnis umzukehren. Im Land erinnern mehr Denkmäler an Elser als an Stauffenberg. Die Spitzen des Nachfolgestaats des ›Dritten Reiches‹ sparen nicht mit Respektsbekundungen, wenn die Rede auf Elser kommt. In der Rezeptionsgeschichte des Bürgerbräu-Attentats zeigen sich die Leerstellen und Abgründe der deutschen "Aufarbeitung der Vergangenheit". Der Vortrag konzentriert sich auf den ideologischen Zusammenhang, in dem die Motive zur Tötung Hitlers reiften, und die daraus resultierenden Nachwirkungen auf die Wahrnehmung des Attentats während und nach der Zeit des Nationalsozialismus. Er wird der Frage nachgehen, was das Andenken an den christlich und kommunistisch geprägten Attentäter in Deutschland über Jahrzehnte blockierte und warum der einsame Widerstandskämpfer heute kein Vorbild sein kann.
Referent: Matheus Hagedorny (studierte Philosophie, Neuere Geschichte und Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bonn, er ist Autor des Buches Georg Elser in Deutschland[1], das im ca ira Verlag erscheinen wird)
Moderation: Dr. Anna Catharina Hofmann