Rückkehr & kultureller Aufbruch
Wohl kein anderer Komponist des 19. Jahrhunderts hat bis heute eine so stark polarisierende Wirkung, wie Richard Wagner. Viele verbinden mit Wagner allein die Untiefen der deutschen Ideologie: Nationalismus, Antisemitismus und die Sehnsucht nach einem Führer. Andere weisen dagegen auf radikale Zweifel, ja eine Verzweiflung an der bürgerlichen Welt hin, die ihre Versöhnung nur in einer nachbürgerlichen, auf Liebe gegründeten, Welt der Freien und Gleichen finden kann. Diese höchst disparate politische Einschätzung bestimmt bis heute auch die Würdigung des Künstlers Richard Wagner. Die einen, da sie um seinen Antisemitismus wissen, wollen die Qualitäten seiner Opernkunst ignorieren. Die anderen, die den Opernkomponisten aus guten Gründen schätzen, drücken sich gern um den problematischen ideologischen Gehalt seines Werks. Diese Strategien der Vermeidung des Widerspruchs schaden einer vernünftigen Würdigung Wagners bis heute, vor allem aber schaden sie dem eigenen Denken.
Referent: Dr. Olaf Miemiec, Philosoph
Moderation: Birgit Pomorin
Eine Veranstaltung von Helle Panke e.V. in Kooperation mit dem Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung