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Heft 24: Marx und der Feudalismus (1)

Zur Entwicklung des Feudalismuskonzepts im Werk von Karl Marx -- Vortrag am 16. Februar 2012

Von: Ludolf Kuchenbuch

Heft 24: Marx und der Feudalismus (1)

Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 24, 2012, 72 S., A5, 3 Euro plus Versand

Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 24, 2012, 72 S., A5, 3 Euro plus Versand

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Zur vorliegenden Thematik referierte Prof. Dr. Ludolf Kuchenbuch am 16. Februar 2012 im Verein "Helle Panke". Im Zusammenhang mit der Veranstaltung entstanden die Hefte 24 und 25 der Reihe Philosophische Gespräche.

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INHALT

Einleitung
1. Entwicklungsschritte bis zum Kapital
1.1. 1842 bis Anfang 1844
1.2. 1845 bis 1848
1.3. 1850 bis 1858
1.4. 1859 bis 1863
2. Das Kapital
2.1. 3. Buch: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
2.2. 1. Buch: Der Produktionsprozess des Kapitals
3. Entwicklungsspuren der späten Jahre (1868–1882)
3.1. 2. Buch: Der Zirkulationsprozess des Kapitals
3.2. Die Rezeption der Schriften G. L. v. Maurers
3.3. Die Exzerpthefte zur Geschichte des Grundeigentums und zur Ethnologie
3.4. Die Briefentwürfe an Vera Zasulic
Schlussbemerkungen

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LESEPROBE

Einleitung*

Sätze wie die folgenden gehörten während des halben Jahrhunderts marxistischer Diskurse und marxologischer Forschungen im wissenschaftlichen Sozialismus und bei seinen Gegnern zum Bestand derjenigen Zitate bzw. Wortlaute, deren Tragfähigkeit ‘noch heute’ bzw. deren Banalität ‘schon damals’, deren theoretische Reichweite bzw. empirische Überholtheit behauptet oder diskutiert wurde. An ihnen, besonders aber an ihren diversen Zusammenfügungen zum ‚Epochenbild’ vom Feudalismus hing gewissermaßen Wohl und Wehe der Geschichtsideologie und auch der Geschichtsphilosophie.

1. „Der Feudalismus im weitesten Sinne ist das geistige Thierreich, die Welt der geschiedenen Menschheit im Gegensatz zur Welt der sich unterscheidenden Menschheit, deren Ungleichheit nichts Anders ist, als die Farbenbrechung der Gleichheit … Die einzige Gleichheit, die im wirklichen Leben der Thiere hervortritt, ist die Gleichheit eines Thieres mit den anderen Thieren seiner bestimmten Art, die Gleichheit der bestimmten Art mit sich selbst, aber nicht die Gleichheit der Gattung. … Eben so zehrt im Feudalismus die eine Raçe an der andern bis zu der Raçe herab, welche, ein Polyp, an die Erdscholle gewachsen, nur die vielen Arme besitzt, um den oberen Raçen die Früchte der Erde zu pflücken, während sie selbst Staub zehrt (…).“[1]

2. „Schon im Feudalgrundbesitz liegt die Herrschaft der Erde als einer fremden Macht über d(en) Menschen. Der Leibeigene ist das Acczidenz der Erde. Ebenso gehört der Majoratsherr, der erstgeborene Sohn, der Erde. Sie erbt ihn. … Das Grundstück individualisirt sich mit seinem Herrn, es hat seinen Rang, ist freiherrlich oder gräflich mit ihm, hat seine Privilegien, seine Gerichtsbarkeit, sein politisches Verhältniß etc. Es erscheint als der unorganische Leib seines Herrn.“[2]

3. „Was nun die wirkliche Hierarchie des Mittelalters betrifft, so bemerken wir hier bloß, daß diese für das Volk, für die große Masse der Menschen nicht existierte. Für die große Masse existierte nur die Feudalität, und die Hierarchie nur, insofern sie selbst entweder Feudalität oder antifeudal (innerhalb der Feudalität) ist. Die Feudalität selbst hat ganz empirische Verhältnisse zu ihrer Grundlage. Die Hierarchie und ihre Kämpfe mit der Feudalität (die Kämpfe der Ideologen einer Klasse gegen die Klasse selbst) sind nur der ideologische Ausdruck der Feudalität und der innerhalb der Feudalität selbst sich entwickelnden Kämpfe, wozu auch die Kämpfe der feudalistisch organisierten Nationen unter sich gehören. Die Hierarchie ist die ideale Form der Feudalität; die Feudalität – die politische Form der mittelaltrigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse.“[3]

4. „Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten.“[4]

5. „Die klassische alte Geschichte ist Stadtgeschichte, aber von Städten, gegründet auf Grundeigenthum und Agricultur; die asiatische Geschichte ist eine Art indifferenter Einheit von Stadt und Land; (die eigentlich grossen Städte sind blos als fürstliche Lager hier zu betrachten, als Superfötation über die eigentlich ökonomische Construktion); das Mittelalter (germanische Zeit) geht vom Land als Sitz der Geschichte aus, deren Fortentwicklung dann im Gegensatz von Stadt und Land vor sich geht; die moderne (Geschichte) ist Verstädtischung des Landes, nicht wie bei den Antiken Verländlichung der Stadt.“[5]

6. „Es ist möglich, daß diese Producenten, die mit eignen Productionsmitteln arbeiten[6], nicht nur ihr Arbeitsvermögen reproduciren, sondern Mehrwerth schaffen, indem ihre Position ihnen erlaubt, ihre eigne Surplusarbeit oder einen Theil derselben (indem ein Theil ihnen unter der Form von Steuern etc weggenommen wird) sich anzueignen. Und hier tritt uns eine Eigenthümlichkeit entgegen, die charakteristisch ist für eine Gesellschaft, in der eine Bestimmtheit der Productionsweise vorherrscht, obgleich noch nicht alle Productionsverhältnisse derselben unterworfen sind. In der feudalen Gesellschaft z.B., wie man am besten in England studieren kann, weil hier das System des Feudalismus fertig von der Normandie eingeführt und seine Form einer in vielen Rücksichten verschiedenen Gesellschaftsunterlage aufgeprägt wurde, erhalten auch die Verhältnisse einen feudalen Ausdruck, die dem Wesen des Feudalismus fernstehn, z.B. blosse Geldverhältnisse, worin es sich in keiner Weise um wechselseitige persönliche Dienste von Suzerain und Vasall handelt. Fiktion z.B., daß der kleine Bauer sein Gut als Lehn besitzt.“[7]

7. „Soviel ist klar, daß das Mittelalter nicht vom Katholicismus und die antike Welt nicht von der Politik leben konnte. Die Art und Weise, wie sie ihr Leben gewannen, erklärt umgekehrt, warum dort die Politik, hier der Katholicismus die Hauptrolle spielte. Es gehört übrigens wenig Bekanntschaft z.B. mit der Geschichte der römischen Republik dazu, um zu wissen, daß die Geschichte des Grundeigenthums ihre Geheimgeschichte bildet. Andrerseits hat schon Don Quixote den Irr-thum gebüßt, daß er die fahrende Ritterschaft mit allen ökonomischen Formen der Gesellschaft gleich verträglich wähnte.“[8]

8. „In allen Ländern Europas ist die feudale Produktion durch Theilung des Bodens unter möglichst viele Untersassen charakterisiert. Die Macht des Feudalherrn, wie die jedes Souveräns, beruhte nicht auf der Länge seiner Rentrolle, sondern auf der Zahl seiner Unterthanen, und letztre hing von der Zahl selbstwirthschaftender Bauern ab.“ Marx merkt in einer Fußnote hierzu an: „Japan, mit seiner rein feudalen Organisation des Grundeigenthums und seiner entwickelten Kleinbauernwirthschaft, liefert ein viel treueres Bild des europäischen Mittelalters als unsre sämmtlichen, meist von bürgerlichen Vorurtheilen diktierten Geschichtsbücher. Es ist gar zu bequem, auf Kosten des Mittelalters ‚liberal‘ zu sein.“[9]

9. „Weil sich ‚Beneficialwesen‘, ‚Weggabe von Aemtern auf Pacht‘ ((dies doch durchaus nicht blos feudal, teste Rom)) und Commendatio in Indien findet, findet K. hier Feudalismus im westeurop. Sinn. K. Vergisst u.a. d. Leibeigenschaft, die nicht in Indien u. die ein wesentliches Moment. ((Was aber d. individuelle Rolle des Schutzes (cf. Palgrave), nicht nur über unfreie, sondern auch über freie Bauern betrifft – durch d. Feudalherrn (die als Vögte Rolle spielen), so spielt d. in Indien geringe Rolle mit Ausnahme der Wakuf)) ((von der d. rom. germ. Feudalismus eignen Bodenpoesie (see Maurer) findet sich in Indien so wenig wie in Rom. Der Boden ist nirgendwo nobel in Indien, so daß er etwa unveräußerlich an roturiers wäre!)) K. selbst findet aber einen Hauptunterschied selbst: keine Patrimonialgerichtsbarkeit, namentlich bezüglich d. Civilrechts im Bereich des Grossmoguls.“[10]

Ist es nicht erstaunlich, dass die Verschiedenartigkeit solcher Sätze nach Diktion, Abstraktionsebene und Sachinhalt nicht längst eine detaillierte Untersuchung des Feudalismuskonzepts im Rahmen der Werkentwicklung provoziert hat? Derlei Untersuchungen Marx‘scher Äußerungen zur „Asiatischen Produktionsweise“[11], zu Sklaverei und Antike[12] – um hier nur Stichworte zum Problembereich „vorkapitalistische Klassengesellschaften“ zu nennen – liegen ja vor. Es dürfte schwierig sein, präzise nachzuzeichnen, warum „eine genaue Untersuchung über das Konzept des ‘Feudalismus’ und den Gebrauch dieses Terminus bei Marx“ bis heute noch fehlt.[13] Sicher hatte Bedeutung, dass „Feudalismus“ als zentraler Bestandteil der marxistisch-leninistischen Formationslehre nie umstritten war – wie etwa die „Asiatische Produktionsweise“. Die relative Homogenität der verfügbaren Klassiker-Belege zum Feudalismus ließ die Konstruktion eines Begriffes auf hohem Abstraktionsniveau zu, brauchbar zur Etikettierung mannigfacher sozialökonomischer Verhältnisse im weltgeschichtlichen Rahmen.

Von bürgerlicher Seite ließ Marx’ Feudalismusauffassung – solange mehr als pauschale Charakterisierung nicht nottat – sich leicht als nicht sonderlich profilierte Variante des Feudalismusbildes des Liberalismus und Frühsozialismus erweisen, die ja beide der französischen Aufklärung und Revolution verpflichtet waren.[14] Beide Haltungen, die überschätzende Indienstnahme und die unterschätzende Abwehr, haben derzeit an Wert erheblich eingebüßt. Die fortschreitende Auflockerung bzw. Aufbrechung marxistisch-leninistischer, ja auch immer noch stalinistischer (Lehr-)Meinungen über die allgemeine innere Struktur und Dynamik, die zeitliche und räumliche Reichweite des Feudalismus, dazu die Aufhäufung neuer empirischer Fakten und Zusammenhänge durch die historische, ethnologische und archäologische Forschung, die daraus folgenden Schwierigkeiten ihrer theoretischen Verarbeitung bei sich ständig erweiterndem Angebot an zusätzlichen Theorien, nicht zuletzt die unverminderte Aktualität des Feudalismus-„Syndroms“ angesichts der Prozesse der Unterentwicklung in der Dritten Welt haben das Bedürfnis nach dem unmittelbaren Rückgriff auf Marx selbst verstärkt. Der legitimatorischen „Auslegung“ der Klassiker beginnt sich eine empirisch-kritische Detailforschung zur Seite zu stellen, die – philologisch exakter verfahrend – die gesamte Überlieferung einschließlich der unveröffentlichten Zeugnisse einbezieht.[15] In diesem Sinne ist dann auch geboten, Marx’ und Engels’ wissenschaftliche Leistungen – trotz ihrer so engen Kooperation – getrennt zu untersuchen und zu beurteilen. Dass dies im Allgemeinen ebenso wie bei Detailfragen sinnvoll sein kann, dürfte neuerlich erwiesen worden sein.[16] Diese Ergebnisse rechtfertigen es, wenn ich hier die Untersuchung auf Marx beschränke.[17]

Im Vorgriff auf das, was den Leser erwartet, seien nun einige Punkte zum Stellenwert des Marx‘schen Feudalismus-’Konzepts’ im theoretischen Werk hervorgehoben:

– Marx hat keine geschlossene und ausgearbeitete Theorie des Feudalismus, sei als ‘Gesellschaftsformation’ oder als ‘Produktionsweise’ hinterlassen, die zugleich eindeutig das Problem gelöst hätte, welche Position ein solcher Feudalismus in einem universalgeschichtlichen Rahmenkonzept einnimmt.

– Seine Bemerkungen zum Feudalismus (und Mittelalter als häufig synonym gebrauchtem Wort) stehen in der Regel nicht für sich selbst da, sondern tauchen in Zusammenhängen auf, die im Kern auf Anderes abzielen. Insofern kommt bei der Beurteilung der Passagen diesem Kontext große Bedeutung zu. Erst die Kontext-Analyse kann deutlich machen, warum gerade hier das Betreffende über Feudalismus bzw. Mittelalter herangezogen wird, warum die Diktion sich ändert. Feudalismus und Mittelalter stellen also Themen untergeordneten Ranges dar. Sie sind Epiphänomene Marx‘scher Theorieentwicklung, die im Schatten der großen Aufgaben und Fragen gewissermaßen mitlaufen. Hieraus ergibt sich, dass es im Rahmen der Werkentwicklung keinen eigenständigen Entwicklungsstrang zu diesem Thema gibt: Kontinuität und Modifikation, Reformulierung und Ergänzung hierzu fügen sich der Art und Weise, wie Marx die zentralen Themen zu bewältigen versucht.

– Es ist klar, dass Marx’ Anschauungen über den Feudalismus aus Aufklärung, Liberalismus und Frühsozialismus stammen. Da eine gründliche Analyse der Feudalismuskonzepte dieser Bewegungen fehlt, ist es schwierig festzustellen, inwieweit Marx im Einzelnen von diesen abweicht, wann und warum dies geschieht. Solange hierzu wenig Genaues vorliegt – vielleicht kann diese Studie Voraussetzungen dazu liefern –, sollte man grundsätzlich davon ausgehen, dass die Übereinstimmung recht weit geht. Wer vom Marx‘schen Feudalismus-Begriff spricht, sollte dies nicht unterschlagen bzw. für originär ‘marxistisch’ halten oder reklamieren, was übernommen sein könnte – oder ist.

– Von der Forschung, die historisch-genetisch orientiert ist, wird immer nachdrücklicher herausgestellt, wie bewusst und mit welchem Aufwand Marx auf die Fachliteratur eingegangen ist, die ihm jeweils zu den ihn beschäftigenden Fragen erreichbar war.

Erst wenn man alle Formen der Marx‘schen Hinterlassenschaft – von der bibliographischen Notiz über die Hervorhebung und Randbemerkung im Handexemplar, das Exzerptheft, den kommentierenden Brief oder Briefentwurf, das Konspekt, die verworfene Textfassung bis hin zur Veröffentlichung – in die Untersuchung einbezieht, wird man die Entstehung Marx‘scher Auffassungen, sei es zum Doppelcharakter der Arbeit, zum Gemeineigentum oder zum Feudalismus, angemessen rekonstruieren können. Zugleich wird erst so eine solide Basis geschaffen zur Beantwortung der Frage nach der Gültigkeit jener Auffassungen im Vergleich mit dem aktuellen Forschungsstand. Solche historische Forschung ist erst in Ansätzen erkennbar.[18]

Ich kann für das hier formulierte Thema – das ja eine Durchsicht des Marx‘schen Gesamtwerks unterstellt – einen solchen Untersuchungsstandard nicht anstreben. Dazu ist das Spektrum der Marx‘schen Schriften viel zu breit, der Stand ihrer kritischen Edition zu unvollständig – und ergänzende Archivstudien wären zwingend nötig.[19] Schließlich mangelt es an Vorarbeiten, in denen einschlägige Feudalismus-Belege im Werkzusammenhang gesichtet und gewichtet sind.

Das Unternehmen ist also nur als Vorstudie anzusehen. Ich habe in den bislang veröffentlichten Schriften, denen für die Erkenntnis der Marx‘schen Geschichtstheorie und Kritik der politischen Ökonomie direkte Bedeutung zuerkannt wird, die Belege für ‘Feudalismus’, ‘Mittelalter’ und Verwandtes gesammelt und versucht, diese Passagen unter Zuhilfenahme von Forschungen zu einzelnen Sachproblemen bzw. Strängen und Phasen des Marx‘schen Werks chronologisch[20] und kontextuell zu interpretieren.

Kennern der Marx‘schen Wissenschaft und ihrer Entwicklung wird dabei schnell auffallen, dass ich – Mediävist – auf diesem Terrain wie ein Quereinsteiger verfahre. Ich setze mich dadurch der Gefahr aus, Verzerrungen und Irrtümer zu produzieren oder fortzuschleppen. Ich habe diesen Versuch aber unternommen, weil nicht zu erwarten ist, dass marxologisch geschulte Sozialphilosophen oder Wirtschaftswissenschaftler einer Fachwissenschaft wie der unsrigen diesen Dienst täten. Er erbrächte nämlich für sie wenig. Doch gerade wir – ob Befürworter oder Kritiker einer empirischen Detailforschung, die auch Marx’ wissenschaftliche Leistungen zu ihrer theoretischen Orientierung nutzen will – sind darauf angewiesen, überhaupt erst einmal klar vor Augen zu haben, was in Marx’ Schriften überliefert und in welchem Zusammenhang es überliefert ist. Hierzu will ich beitragen.

* Die Studie entstand im Herbst 1981 als Beitrag zu den Akten des Trierer internationalen Kongresses ‚Probleme des Feudalismus in Europa’, die – leider – nicht publiziert wurden. Er wurde im November 1985 leicht ergänzt und im Frühjahr 2010 in den Zitaten dem Editions-Stand der MARX-ENGELS-Gesamtausgabe (zit. MEGA) angepasst. Zur MEGA-Proble-matik vgl. K. E. VOLLGRAF, MEGA – MEGA und kein Ende, in: Utopie kreativ 189/90, 2006, S. 596–617. Die Marx‘schen Schriften, die in der MEGA bislang fehlen, sind nach den Marx-Engels-Werken, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (zit. MEW), also in modernisierter Orthographie und Interpunktion zitiert. Heute obsolete Anspielungen auf die damalige Situation sowie veraltete Forschungsarbeiten sind weggelassen. Zum aktuellen Stand der Forschung und meiner theoretischen Orientierungen zum Feudalismus vgl. das Postskript 2012 im 2. Heft.

Ich danke Alain Guerreau und Joseph Morsel für ihre Ermutigung, Hilfe und Kritik.

[1] K. Marx, Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz (1842), MEGA Abt. I/ Bd. l, Berlin 1975, S. 205.

[2] K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844), MEGA I/2, Berlin 1982, S. 359.

[3] K. Marx/F. Engels, Deutsche Ideologie (1845/6), MEW Bd. 3, Berlin 1969, S. 160.

[4] K. Marx, Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends“ (1847), MEW Bd. 4, Berlin 1971, S. 130. Die erste deutsche Übersetzung dieses ursprünglich französischen Textes von 1846/7 erschien 1885, besorgt von K. Kautsky und E. Bernstein. Der Urtext in: K. MARX / F. ENGELS, Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bd. I/6 hg. v. V. ADORATSKIJ, Berlin 1932, hier: S. 17 („Suzerain“ statt „Feudalherr“).

[5] K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf) (1857/8), MEGA II/2, Berlin 1981, S. 387.

[6] Marx handelt hier über Bauern und Handwerker im Rahmen kapitalistischer Gesellschaften.

[7] K. Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie (Manuskript 1861–1863) (Theorien über den Mehrwert), MEGA II/3, l–6, Berlin 1976–1982, hier 3, 6 S. 2180.

[8] K. Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, l. Bd.: Der Produktionsprozeß des Kapitals (1867) Ich benutze hier und im Folgenden die 3. Aufl. 1883, MEGA II/8, Berlin 1989, hier S. 110 m. Anm. 33. Die Durchsicht der von Marx selbst zusammengestellten Veränderungen im Vergleich mit der 1. Aufl. hat keine thematisch relevanten Details erbracht.

[9] A.a.O., S. 673 (mit Anm. 192).

[10] K. Marx, Exzerpte aus M.M. Kovalevskij: Ob¨činnoe zemlevladenie (Der Gemeindebesitz), krit. ed. in: H.-P. Harstick (Hg.), Karl Marx über Formen vorkapitalistischer Produktion. Vergleichende Studien zur Geschichte des Grundeigentums 1879–80 (Quellen und Studien zur Sozialgeschichte, Bd. l), Frankfurt/New York 1977, S. 76; weitere ergänzende ‚Leit’-Zitate zum Thema unter dem Stichwort ‚Feudale Gesellschaft’ im MARX-Lexikon. Zentrale Begriffe der politischen Philosophie von Karl Marx, hg. H.-J. LIEBER / G. HELMER, Darmstadt 1988, S. 240–263.

[11] Ich nenne hier nur G. Sofri, Über asiatische Produktionsweise. Zur Geschichte einer strittigen Kategorie der Kritik der politischen Ökonomie. Übersetzung der ital. Ausgabe v. 1969, Frankfurt/M. 1972; L. Krader, The Asiatic Mode of Production. Sources, Development and Critique in the Writings of Karl Marx, Assen 1975, S. 80 ff.; P. Anderson, Lineages of the Absolutist State, London 1975, S. 462 ff.

[12] R. Sannwald, Marx und die Antike, phil. Diss., Basel, Einsiedeln 1956; E. Ch. Welskopf, Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der Antike, Berlin 1957; G. E. M. de Ste. Croix, Karl Marx and the History of Classical Antiquity, in: Arethusa (Buffalo) 8, 1975, S. 7–41; M. I. Finley, Die Sklaverei in der Antike. Geschichte und Probleme, München 1980; P. KONDYLIS, Marx und die griechische Antike. Zwei Studien, Heidelberg 1987.

[13] G. Sofri (wie Anm. 11), S. 71 Anm. 121 (mit Literatur); Bemerkungen, an die ich mit der folgenden Untersuchung anknüpfe: Feudalismus – Materialien zur Theorie und Geschichte, hg. von L. Kuchenbuch in Zusammenarbeit mit B. Michael, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1977, S. 229–239. Vgl. auch A. Guerreau, Artikel ‘Féodalisme’, in: Dictionnaire critique du Marxisme, hg. von G. Labica, Paris 1982, S. 364–368; zur weiteren Diskussion vgl. das Postskript.

[14] O. Brunner, „Feudalismus“, ein Beitrag zur Begriffsgeschichte (1958), abgedruckt in: Feudalismus (wie Anm. 13), S. 155–195 (z. Einführung, a.a.O., S. 145 ff.); A. Guerreau, Le féodalisme, un horizon théorique, Paris 1980, S. 57 f.; E. Schmitt/M. Meyn (s. Anm. 31), S. 599 ff.

[15] Ein mustergültiges Beispiel bietet die in Anm. 10 genannte Arbeit von H.-P. Harstick. Dort auch weitere Hinweise (S. 323 f.). Vgl. auch W. Wippermann, Das Bild der mittelalterlichen Ostsiedlung bei Marx und Engels, Germania Slavica, Bd. l (Berliner Historische Forschungen, Bd. l), hg. von W.H. Fritze, Berlin 1980, S. 71–97; F. Schrader, Abstraktion und Geschichte. Bemerkungen zur Arbeitsweise von K. Marx anhand einiger Motive in seinen nachgelassenen Heften, Internationale wiss. Korrespondenz z. Geschichte d. deutschen Arbeiterbewegung (IWK) 19, 1983, S. 501–516.

[16] H.-D. Kittsteiner, „Logisch“ und „Historisch“. Über Differenzen des Marxschen und Engelsschen Systems der Wissenschaft (Engels ‘Rezension’ zur Kritik der politischen Ökonomie von 1859), IWK, 10, 1974, S. 408–430; G. Stollberg, Marx, Engels und der historische Materialismus, Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 1978, S. 541–565; L. Krader, Ethnologie und Anthropologie bei Marx, München 1973, S. 124 ff.

[17] Einführende Hinweise zu F. Engels und Abdruck von 3 Texten von ihm zum Mittelalter: L. KUCHENBUCH, Feudalismus (wie Anm. 13), S. 295 ff., 318–344.

[18] Wichtige Hinweise bei H.-P. Harstick, Zur Genesis des Marxschen Geschichtsverständnisses im Lichte neuer Quellen, Östliches Europa. Spiegel der Geschichte. FS f. M. Hellmann z. 65. Geburtstag, hg. von C. Goehrke u.a. (= Quellen u. Studien z. Geschichte d. östlichen Europa IX), Wiesbaden 1977, S. 35–50. Vgl. auch F. Schrader (wie Anm. 15).

[19] Man denke nur an Marxens Exzerpthefte – etwa zu den Büchern Georg Ludwig von Maurers! Hierzu H.-P. Harstick (wie Anm: 10), S. XVII ff. sowie unten zu Anm. 286 ff.

[20] Hierzu waren hilfreich: F. Neubauer, Marx-Engels Bibliographie, Boppard 1979 (erfasst alles bis dato Veröffentlichte und ist, auf Entstehungszeit fußend, chronologisch angelegt); Marx-Chronik. Daten zu Leben und Werk, zusammengestellt von M. Rubel, München 1968. H.J. Sandkühler (Hg.), Sachregister zu den Werken K. Marx, F. Engels (Studien zur Dialektik), Köln 1983.

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