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Heft 53: Die Russische Revolution als philosophisches Schlüsselereignis

Georg Lukács‘ und Ernst Blochs politisch-philosophische Antworten auf Lenin(ismus) und die Oktoberrevolution (Konferenzbeiträge – Teil 1)

Von: Rüdiger Dannemann, Martin Küpper, Hans-Ernst Schiller, Doris Zeilinger

Heft 53: Die Russische Revolution als philosophisches Schlüsselereignis

Reihe "Philosophische Gespräche", Heft 53, 2018, 63 S.
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Zum 100. Jahrestag der Russischen Revolutionen lud die „Helle Panke“ gemeinsam mit Partnerorganisationen zu einer Reihe wissenschaftlicher Veranstaltungen ein, in deren Ergebnis mehrere Publikationen mit interessanten und erkenntnisreichen Beiträgen vorgelegt werden konnten.So hatte die Konferenz am 11. März 2017 zum Ziel auszuloten, wie die beiden bedeutenden marxistischen Philosophen Georg Lukács und Ernst Bloch auf das Schlüsselereignis, die Oktoberrevolution, reagierten. Im Ergebnis der Beratung entstanden die beiden Hefte der Reihe Philosophische Gespräche Nr. 53 und 54.
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AutorInnen:
Dannemann, Rüdiger
Dr. phil., Philosoph, Mitbegründer und Vorsitzender der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft
Küpper, Martin
Philosoph, Redakteur der Zeitschrift Aufhebung, Berlin
Schiller, Hans-Ernst
Professor emeritus für Sozialphilosophie und Ethik
Zeilinger, Doris
Dr. phil., Sprecherin der Ernst-Bloch-Assoziation und Herausgeberin des Jahrbuchs VorSchein
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INHALT
Rüdiger Dannemann
Georg Lukács und Ernst Bloch – Freundschaft und Rivalität
Doris Zeilinger
Ontologie bei Bloch und Lukács
Hans-Ernst Schiller
Die Bedeutung von Geschichte und Klassenbewusstsein für die Entwicklung der Bloch’schen Philosophie
Martin Küpper
Zur Entstehung der spekulativen Philosophie von Ernst Bloch

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LESEPROBE

Rüdiger Dannemann
Georg Lukács und Ernst Bloch – Freundschaft und Rivalität[1]

Motto: „Das war abgemacht, so, Hand in Hand. Wir werden der Welt niemals das Schauspiel bieten, das Schelling und Hegel miteinander geboten haben. Wir werden uns nie verkrachen!“[2]

Ziel dieser Zeilen ist eine Vergegenwärtigung einer spannungsvollen und doch selten intimen, lebenslangen Beziehung zweier Linksintellektueller, die auch ein Lehrstück ist über die Fähigkeit wie Unfähigkeit marxistischer Theoretiker, miteinander zu kommunizieren, einen Raum für von Herrschafts- und Machtinteressen einigermaßen freien Dialog zu finden.[3] Es geht aber darüber hinaus darum, in zugegeben thesenhafter Form zu formulieren, dass und inwieweit so etwas wie ein Kern gemeinsamer Überzeugungen und Denkformen zu entdecken ist, der für die Linke des 20. Jahrhunderts wichtig war und für unsere Gegenwart und Zukunft im 21. Jahrhundert wichtig werden kann.

I. Eine Jugendfreundschaft (1910[4] bis 1917[5])

Man kennt das: die Rede von den kommunizierenden Röhren (eine blochsche Formulierung[6]), die schöne Überlieferung von den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukács und Bloch (die Formulierung stammt von Emil Lask), die sich in den Max-Weber-Kreis verirrt hatten, wo sie ihrem Namen alle Ehre machten. Jaspers berichtet, dass Lukács manchen als eine Art Heiliger galt, während Bloch eher als ein elementarer, ganz aufrichtiger Junge erschien, der durch Wärme, Unbefangenheit und Ironie Sympathie erweckte, aber auch den Gestus eines Enfant terrible pflegte, der vom Stil des weltgewandten Ästheten aus gutem Hause bemerkbar abwich. Tatsächlich hatten die in Habitus und Umgangsformen ungleichen Freunde eine ganze Serie von Gemeinsamkeiten in der Sache, die Bloch 1971 zu der Bemerkung veranlassen: „Aber so stark war diese sonderbare Übereinstimmung, dergestalt, dass es Partien in meinem damaligen Buch Geist der Utopie gibt, die eigentlich von Lukács sind, und Sachen in der Theorie des Romans sind von mir. Ich weiß aber gar nicht mehr, wer es gedacht hat. (…) In Geschichte und Klassenbewusstsein auch.“ „… diese ewige Übereinstimmung!“ (Bloch, 24.9.71)[7]

  • Beide zeigten sich überaus interessiert an metaphysischen Fragen und waren weit davon entfernt, sich das Stellen solcher Fragen – von welcher Wissenschaftslehre oder Philosophie auch immer – verbieten zu lassen.
  • Auch fesselt beide die große Tradition der Mystik (der junge Lukács etwa war fasziniert von Meister Eckhart, Bernard von Clairvaux, Sebastian Franck u.a.), beide lesen zur Zeit ihres Kennenlernens Bücher von Martin Buber.[8]
  • Sie waren imprägniert von einem messianischen Denken und Sendungsbewusstsein, das sich im Fall von Lukács nicht zuletzt durch den Rekurs auf einen sehr frei ausgedeuteten Dostojewski eine Verankerung zu geben versuchte.
  • Kritisch standen beide dem standesgemäßen akademischen Diskurs gegenüber, was sich nicht nur in ihren Fragestellungen, ihren Themen manifestierte, sondern auch in ihrem Schreibstil: metapherntrunken, poetisch, im Fall von Bloch expressionistischer als bei Lukács.
  • Einig waren sie aber auch in der rigorosen Ablehnung des Krieges, in ihrer unüberbietbaren Abneigung gegen Staatlichkeit und Militarismus.

Die Nähe der Jugendfreunde – Bloch war 1913 zum Entsetzen von dessen Vater auch noch Trauzeuge bei Lukács‘ Heirat mit Helene Grabenko[9] –, die bereits in den Weltkriegsjahren auch Entfremdungen und Distanzierungen kannte,[10] findet noch einmal ihren eindrucksvollen Niederschlag in Blochs fast – wir betonen: fast – euphorischer Rezension von Geschichte und Klassenbewußtsein, die im März 1924 im Neuen Merkur erschien und in der Wertung gipfelte: „Georg Lukács hat als Einziger fast das Niveau der fälligen, gültigen Sache selbst betreten. Der Augenblick, allen anderen eine begriffliche Verlegenheit, ist hier zum Moment der Entscheidung, des Durchblicks in Totalität erhöht.“(11)

Nicht selten wird übersehen, dass sich bereits in den Blütezeiten der Freundschaft, d.h. den Begegnungen in Budapest und Florenz und den Heidelberger Jahren ab 1912, Dissonanzen und kontroverse Positionen andeuteten. Diese hatten auch persönliche Gründe, etwa dann, wenn das Enfant terrible Budapester Freundinnen unsanft traktierte – was Emma Ritoók 1911 etwa zu Beschwerden Anlass gab[12]– oder wenn dieses sich im Weberkreis (ab 1913) kräftig daneben benahm. Diese Aspekte sollen aber hier nur am Rande erwähnt werden.

Wichtiger sind sachliche Differenzen, die die Freunde partiell schon früh thematisieren; zu nennen wären hier vor allem folgende Unterschiede:

  • Da ist zunächst Lukács‘ stärkere Nähe zum akademischen Diskurs anzuführen. Wie die Heidelberger Ästhetiken, aber auch andere Schriften zeigen, gibt es bei ihm neben dem erwähnten eher essayistisch-literarischen Stil auch eine starke Tendenz zum strikt-wissenschaftlichen Diskurs; Lukács‘ Frühwerk zeigt zumal nach 1910/ 1911 ein Janusgesicht: Neben seinen oft antisystematischen, zu metaphysischen, ja mystischen Spekulationen neigenden, stark ethisch akzentuierenden Essays beginnt Lukács mit der Arbeit an „akademischen“, d.h. hier methodologisch-orientierten, auf wissenschaftliche Stringenz zielenden ästhetischen Grundlagenwerken, die sich an dem Problemhorizont der zeitgenössischen Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus orientieren und den Ansätzen Rickerts und Emil Lasks nahestehen. In diesen „akademischen“ Texten geht es auch um die Entzauberung der Kunst und – indirekt – um die Kritik an einer lebensphilosophisch geprägten „Utopie der Formen überhaupt“[13]. Bei Bloch war ein solcher Dualismus nach Lukács‘ Einschätzung nie vorhanden „infolge seiner phantasievoll romantischen Art“[14].
  • Die Abwendung von einem literarisch-philosophischen Stil wird durch Lukács‘ seine Umgebung überraschende Zuwendung zum Marxismus signifikant verstärkt, was später Bloch zu maliziösen Bemerkungen veranlasst,[15] Lukács hört auf, den poetisch-metaphorischen Stil seiner Jugendschriften zu pflegen; er distanziert sich von einer Poetisierung des Denkens, auch von einer poetisierenden Annäherung an die Arbeiterklasse und orientiert sich am Ideal einer sachbezogenen, klaren, auch adressatenzugewandten Schreibweise.[16]
  • Zunehmend entfernt sich Lukács von seinem früheren religiösen Interesse; er kritisiert in Geschichte und Klassenbewußtsein Blochs Versuch einer Vertiefung des Marxismus exemplarisch mittels einer Distanzierung von Blochs Münzer-Buch; er ist der Überzeugung, dass ein solcher Vertiefungsversuch an der wirklichen Tiefe der marxistischen Philosophie vorbeigeht.[17]
  • Einem utopischen Diskurs gegenüber bringt er die Methode der materialistischen konkreten Dialektik zur Geltung; er beginnt mit Geschichte und Klassenbewußtsein und dann seiner Lenin-Broschüre von 1924 energisch, eine realpolitische Fundierung der Praxisphilosophie zu betreiben.[18]

Um zu einem Resümee zu kommen: Festzuhalten bleibt als Resultat der frühen Periode der beiden Denker:

  • Lukács verdankt Bloch die Ermutigung zu einem eigenständigen Philosophieansatz in der Tradition der „großen Philosophen“ – einem Philosophieren abseits bloß akademischer Philosophie im Sinne etwa des neukantianischen Spezialistentums.
  • Bloch verdankt Lukács den Zugang zu einem von den Fesseln und Engführungen des „Marxismus“ der II. Internationale befreiten Verständnisses von Marx`scher Theorie [19]
  • Beide betrachten Lenin als eine welthistorisch bedeutsame Persönlichkeit; in Lukács‘ Lenin-Broschüre formuliert er sein Bekenntnis zum revolutionären Realpolitiker unmissverständlich und durchaus voll Pathos so: „Die Größe eines proletarischen Denkers“ misst sich daran, „mit welcher Intensität er imstande ist, hinter den Erscheinungen der bürgerlichen Gesellschaft jene Tendenzen zur proletarischen Revolution richtig zu erfassen, die in ihnen und durch sie zum wirksamen Sein und zu hellem Bewußtsein heraufarbeiten. – An diesem Maßstab gemessen ist Lenin der größte Denker, den die revolutionäre Arbeiterbewegung seit Marx hervorgebracht hat.“[20]

Bis zu seinem Tode wird er – sehr zum Ärger seiner späten Budapester Schule-Schüler – an dieser positiven Sicht auf die Zentralfigur der Oktoberrevolution festhalten (selbst in seinem politischen Testament, der Schrift über Sozialismus und Demokratisierung); auch Bloch, der ja noch gegen Ende des Krieges Bolschewismus-Kritik als Publizist in der Schweiz übte[21] und vor dem neuen „roten Zaren“, d.i. Lenin, warnte, hat nach einem abrupten Meinungswechsel[22], der später in der Formel „Ubi Lenin, ibi Jerusalem“ [23] seinen deutlichsten Ausdruck fand, an dieser positiven Grundeinstellung zu Lenin festgehalten; Bloch wurde – so Burghart Schmidt[24] – „zu einem unverbrüchlichen Anhänger des Leninschen Unternehmens, unbeschadet des Gangs [Blochs] von Ost nach West 1961“. Und noch 60 Jahre nach der Oktoberrevolution sagt Bloch: „Erst dann, wenn in Frankreich, das vier oder fünf Revolutionen im Bauch hat, oder in Italien, alle die Dinge wieder einen Leib finden, die in der liberalen, freiheitlichen Tradition des Bürgertums vom revolutionären Citoyen, nicht vom Bourgeois, in die Luft geworfen worden sind, dann wird dieser rätselhafte Ausfall des französischen Revolutionsethos seine hemmende Wirkung verlieren und auch in der Sowjetunion wird wieder die Erinnerung an Rosa Luxemburg und Lenin – trotz aller Widersprüche und Kontroversen zwischen Lenin und Rosa Luxemburg – Gehör finden.“[25]

[1] Für Hinweise und Ideen danke ich Sarah Dannemann. – Natürlich kann der vorliegende Text nicht das Fehlen einer seriösen Monographie über das Verhältnis und die Beziehungen unserer Protagonisten kompensieren. Dass es eine solche Studie bis heute nicht gibt, ist ebenso erstaunlich wie bezeichnend.
[2] Zum Kontext des Zitats: Bloch erinnert sich 1971 im Rahmen eines Gesprächs mit Maria Holló und Ferenc Janossy über Lukács‘ autobiographische Skizze Gelebtes Denken an den um 1917 gefassten Plan, mit Lukács eine gemeinsame Ästhetik zu schreiben, in der Lukács die Parts bildende Kunst und Literatur, Bloch den Part Musik übernehmen sollte. Ernst Bloch kommentiert Gelebtes Denken. In: M. Mesterházi/ G. Mezei (Hg.), Ernst Bloch und Georg Lukács. Dokumente. Zum 100. Geburtstag. Lukács Archivum 1984. Budapest 1984, S. 308).
[3] Wie schwer, ja manchmal aussichtslos es war, eine solche Kommunikation zu führen, zeigt überdeutlich (aber keineswegs vorbildlich) die mehr als schwierige Beziehung zwischen Lukács und Adorno. Zu diesem Lehrstück für die Kommunikations- und Diskursprobleme linker Intelligenz im 20. Jahrhundert vgl. die Dossiers „Georg Lukács und Theodor W. Adorno“ (1. und 2. Teil) in: F. Benseler/ W. Jung (Hg.), Lukács-Jahrbuch 2004. Bielefeld 2004, S. 65–180; dies., Lukács-Jahrbuch 2005. Bielefeld 2005, S. 55–189.
[4] Lukács und Bloch hatten sich wohl 1910 im Simmel-Kolloquium getroffen (so J. Rosenberg, Das Leben Georg Lukács‘ – Eine Chronik. In: W. Mittenzwei, Dialog und Kontroverse mit Georg Lukács. Leipzig 1975, S. 399 und P. Zudeick, Der Hintern des Teufels. Ernst Bloch Leben und Werk. Bühl-Moos/ Baden-Baden 1987, S. 41), dann im Winter 1910 in Budapest und 1911 in Florenz wiedergetroffen, blieben in ständigem Briefkontakt. Bloch überredet den Freund, nach Heidelberg zu kommen, zusammen mit ihm, was dann auch 1912 passiert.
1914 zieht Bloch nach seiner Heirat mit Else von Stritzky nach Grünwald bei München, das „seigneurial gelebte Junggesellenleben mit Lukács“ endet endgültig (Zudeick, a.a.O., S. 52). Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bedeutet auch für die Freundschaft einen Einschnitt, der sowohl ihr persönliches Verhältnis wie sachliche Differenzen etwa betrifft, obwohl beide anders als die Mehrzahl der Intellektuellen den Krieg strikt ablehnen.
[5] Diesen Zeitpunkt nennt Lukács in einem Brief an Frank Benseler (G. Lukács, F. Benseler, Briefwechsel zur Ontologie. In: R. Dannemann/ W. Jung, Objektive Möglichkeit. Opladen 1995, S. 87. Er bestätigt damit eine Äußerung Blochs gegenüber Benseler aus dem Jahr 1961 (ebd., S. 84).
[6] Ernst Bloch kommentiert Gelebtes Denken, a.a.O., S. 301.
[7] Ebd., S. 302.
[8] I. Hermann, Georg Lukács. Sein Leben und Wirken. Wien/ Köln/ Graz 1986, S. 47. Lukács interessiert sich in dieser Zeit auch „immer mehr für den heiligen Franziskus“ und „beharrte zeit seines Lebens darauf, in der Erinnerung der Menschheit gäbe es eigentlich drei Gestalten, deren menschliches Verhalten vollkommen homogen gewesen sei und die in diesem Sinne zu universell symbolischen Gestalten wurden: Jesus Christus, Sokrates und der hl. Franziskus von Assissi“ (ebd., S. 35).
[9] M. Bitterolf u.a. (Hg.), Intellektuelle in Heidelberg 1910–1933. Ein Lesebuch. Heidelberg 2014, S. 207.
[10] Zu Details vgl. Zudeick, a.a.O., S. 50 ff. und Bitterolf, a.a.O. , S. 207 ff., S. 71 ff.
[11]Ernst Bloch, Aktualität und Utopie (1924), in: F. Cerutti u.a., Geschichte und Klassenbewusstsein heute. Diskussion und Dokumentation. Amsterdam (Schwarze Reihe Nr. 12) 1971, S. 164.
[12]Vgl. Zudeick, a.a.O., S. 41. Bloch wiederum beschwerte sich, dass Lukács „sich gegenüber dem Schicksal der Braut des verstorbenen Leó Popper [einer der engsten Jugendfreunde, R.D.] gleichgültig verhalten“ habe und es ihn nicht berührt habe, dass dieser „Klavierlektionen geben mußte, um sich über Wasser zu halten“ (I. Hermann, Georg Lukács, a.a.O., S. 47).
[13]Vgl. dazu K. Kavoulakos‘ Neuland erschließende Studie Ästhetizistische Kulturkritik und ethische Utopie. Georg Lukács neukantianisches Frühwerk. Berlin 2014. Zu dieser Studie s. R. Dannemann. Muss Georg Lukács’ Frühwerk neu gelesen werden? In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 63, 2015, Nr. 6, S. 1158–1168.
[14] G. Lukács, F. Benseler, Briefwechsel zur Ontologie, a.a.O., S. 88.
[15] Rückblickend lästert Bloch über Lukács‘ schlechten Stil im Kontext seines Kommentars zu Lukács‘ Gelebtes Denken: „Du hattest also deine ganze gute Zeit, wo Gedanken blühten und die Sprache dem angemessen war, dem Nichtmarxismus gewidmet, und als Du nun zu Marx kamst, da bietest Du ihm die kärglichen Reste deiner Manneskraft an!“ (Ernst Bloch kommentiert Gelebtes Denken, a.a.O., S. 307). Die Problematik von Blochs manchmal gerühmtem literarisierenden Stil soll hier nur angedeutet werden Es könnte ja sein, dass seine Neigung zu Metaphern und Parolen eine inhaltliche Auseinandersetzung mit seiner Philosophie nicht erleichtert. Vgl. dazu H.-E. Schiller, Einleitung, in: Schiller, Hans-Ernst (Hg.), Staat und Politik bei Ernst Bloch, Reihe Staatsverständnisse, hgg. v. Rüdiger Voigt, Bd. 91, Baden-Baden 2016, S. 9 ff.
[16] Dass er, der ja auch ein begnadeter Polemiker war, sich an die durch dieses Ideal gesetzten Limitationen nicht immer gehalten hat, ist eine andere Sache – und übrigens auch ein Glücksfall für seine Leser.
[17] Vgl. Lukács, Geschichte und Klassenbewußtsein. Berlin 1923, S. 211.
[18] Dass Lukács‘ Verhältnis zur Utopie komplizierter ist als sein antiutopischer Impetus vermuten lässt, habe ich an anderer Stelle näher ausgeführt. Rüdiger Dannemann, Das Moment des Utopischen beim frühen Lukács. In: Rüdiger Dannemann, Maud Meyzaud, Philipp Weber (g.), Hundert Jahre „transzendentale Obdachlosigkeit“. Zur Aktualität von Georg Lukács’ Theorie des Romans. Bielefeld 2018.
[19] Vgl. dazu den Beitrag von Hans-Ernst Schiller im vorliegenden Band.
[20] Lukács, Lenin. Studie über den Zusammenhang seiner Gedanken (1924), in: GLW Bd. 2. Neuwied und Berlin 1968, S. 522.
[21] Vgl. dazu Schiller, Manichäismus im Exil. Zu Blochs politischer Publizistik in der Schweiz 1917–1919 und in Prag 1937. In: Schiller, Hans-Ernst (Hg.), Staat und Politik bei Ernst Bloch. a.a.O., S. 63 ff.
[22] Diese Plötzlichkeit ist auch bei Lukács‘ Wandel vom Kritiker des Bolschewismus noch 1918 zum Mitglied der KPU zu erkennen.
[23] Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt/ M. 1959, Bd. 2, S. 711.
[24] B. Schmidt, Kopfstand – Buchstand. Erinnerungen an Ernst Bloch in anekdotischen Aufzeichnungen. Wien 2001, S. 40.
[25] Zitiert nach Zudeick, a.a.O., S. 263.

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