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Heft 203: Vom Kongress zum Kongress

Deutsche Schriftsteller im antifaschistischen Exil 1933 bis 1935

Von: Dieter Schiller

Heft 203: Vom Kongress zum Kongress

Reihe "Pankower Vorträge", Heft 203, 2016, 46 S.

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Das Heft enthält 2 Vorträge:

Deutsche Schriftsteller auf dem 1. Allunionskongress der Sowjetschriftsteller 1934 in Moskau
und
Johannes R. Becher in Paris

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Autor: Prof. Dr. Dieter Schiller – Literaturwissenschaftler, lebt in Berlin

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INHALT

Streit um James Joyce und andere
Deutsche Schriftsteller auf dem Ersten Allunionskongress der Sowjetschriftsteller 1934
Herzfeldes Intervention
Ingenieure der Seele
Franzosen und Deutsche
Drei Reden und Bechers Programm
Sozialistischer Realismus, noch auslegungsfähig

Becher in Paris
Dichtung und Politik in den Jahren 1933 bis 1935
Totentanz
General ohne Armee
Großes Bündnis
Herkulesarbeit mit Hindernissen
Auftrag erledigt – in doppeltem Sinn

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LESEPROBE

Streit um James Joyce und andere
Deutsche Schriftsteller auf dem Ersten Allunionskongress der Sowjetschriftsteller 1934

Herzfeldes Intervention

Im Streit um James Joyce auf dem Allunionskongress der Sowjetschriftsteller konzentriert sich die Sorge um die allmähliche Verdrängung künstlerischer Avantgarde-Konzepte aus der proletarisch-revolutionären Literaturbewegung. Deshalb spielte er in der Wahrnehmung des Kongressverlaufs außerhalb der Grenzen der Sowjetunion eine weit größere Rolle, als ihm während der Debatte in Moskauer Kolonnensaal tatsächlich zukam. Für die Teilnehmer und besonders die delegierten Sowjetschriftsteller standen andere Probleme und Kontroversen im Vordergrund.

Auf den ersten Blick handelt es sich bei diesem Streit nur um den kritischen Einwand des kommunistischen Verlegers Wieland Herzfelde, der als Gast am Kongress teilnahm, gegen eine These von Karl Radek im Referat über die moderne Weltliteratur und die Aufgaben der proletarischen Kunst.(1)
Radek – ein bekannter außenpolitischer Journalist und ehemals namhafter Funktionär der Komintern – hatte den irischen Schriftsteller James Joyce und seinen Roman "Ulysses" (1922) als ein Beispiel für den Verfall der kapitalistischen Weltliteratur angeführt. Dessen Werk – meinte er – sei nichts als ein von Würmern wimmelnder Misthaufen, der mit einer Filmkamera durch ein Mikroskop aufgenommen wird. Zudem sei der Autor Joyce kein objektiver Chronist, weil die nationalrevolutionäre Bewegung des irischen Kleinbürgertums für ihn nicht existiere.[2] Schon die Wortwahl verrät, dass Radek damit gezielt und massiv gegen Auffassungen polemisiert, literarische Experimente dieser Art seien für die proletarische Literatur wenn nicht wegweisend so doch nutzbare Techniken, um die Welt von heute zu durchschauen und die künstlerische Qualität der proletarischen Literatur zu steigern.

Dahinter stand nämlich eine seit Jahren nicht abreißende Debatte unter linksorientierten Schriftstellern. Ich verweise nur darauf, dass Bertolt Brecht den "Ulysses" im Jahr 1928 als ein Buch hervorgehoben hat, das die Situation des Romans verändert habe und als Sammlung verschiedener Methoden der Betrachtung – wie etwa die Einführung des inneren Monologs – ein unentbehrliches Nachschlagewerk für Schriftsteller geworden sei.[3] Im gleichen Jahr wertet Johannes R. Becher – im Vorwort zu Karl Grünbergs Roman "Brennende Ruhr" (1928) – das Buch von Joyce als einen "großartigen Versuch" und ein "Experiment in Richtung des Lebens". Ein Jahr später heißt es dann bei ihm freilich etwas zurückhaltender, mit dem Einbruch von Joyce sei der Typus Roman, wie wir ihn heute kennen, erledigt, weil sich der Apparat der Romanschreiber als restlos veraltet erwiesen habe.[4] Das epische Genre sah Becher in einer grundlegenden Umwälzung begriffen. Und auf dem Moskauer Kongress selbst verwies Sergej Tretjakow – verantwortlich für Auslandsarbeit des sowjetischen Schriftstellerverbands – in seiner Rede darauf, dass es im Jahr 1933 auch in der Sowjetunion zwischen dem Kritiker D.S. Mirskij und Wsewolod Wischnewski – dem Autor der "Optimistischen Tragödie" (1932) – einen heftigen Streit um Joyce gegeben habe. Zugleich merkt er jedoch kritisch an, kaum einer habe in Russland das Buch tatsächlich gelesen, weil es noch nicht übersetzt vorlag.[5]

Worum geht es hier? In der Zeitschrift Literaturnij kritik 7/1933 war Wischnewski dem Vorwurf des Kritikers Mirskij entgegengetreten, einige sowjetische Autoren imitierten nur kritiklos die Stars der bürgerlichen Literatur des Westens wie den Iren James Joyce und den Amerikaner Dos Passos und stellten damit ihre eigenen sowjetischen Positionen in Frage. Der Dramatiker Wischnewski dagegen sah – in seinem Aufsatz "Ihr müßt den Westen kennen" – in James Joyce den größten Neuerer unter den zeitgenössischen Schriftstellern. Der Roman "Ulysses" mit der Beschreibung eines Tages aus dem Leben eines durchschnittlichen Menschen, des irischen Annoncenaquisiteurs Leopold Bloom, sei eine völlig schonungslose Abbildung der Menschen der kapitalistischen Epoche. Joyce geißele mit großer satirischer Kraft die bürgerliche Gesellschaftsordnung und enthülle die ungewöhnlichen Geheimnisse des menschlichen Seins und der menschlichen Psyche am Ausgang einer Epoche. Eben damit habe er ein wütendes Gebelfer der bürgerlichen Presse ausgelöst, was zum Boykott des Verlags und zu Verboten des Buches geführt habe. Der Roman sei wichtig zum Studium der Sitten und der Psyche jener Mittelklasse, die die große Kaderschmiede für Krieg und Faschismus darstelle. Deshalb sei nichts Reaktionäres an Bemühungen, die glänzenden Kunstmittel dieses realistischen Autors für den Kampf gegen die kapitalistische Welt zu nutzen.[6]

Radeks Kongressrede positionierte sich also sehr eindeutig in einer aktuellen literarischen Auseinandersetzung. Die Kritik Herzfeldes – Chef des Malik-Verlages und Herausgeber der Zeitschrift Neue Deutsche Blätter – zielte darauf zu verhindern, dass sich eine solche autoritär vorgetragene Sicht in der sozialistischen Literaturbewegung und der sowjetischen Öffentlichkeit als verbindlich durchsetzt und die Experimentierfreudigkeit proletarisch-revolutionärer Autoren im Westen blockiert. Deshalb ist das Hauptargument seiner Kritik an Radek, man dürfe den Künstlern das Experimentieren nicht verbieten. Die schriftstellerische Methode von Joyce aber sei ein Experiment, ein Experiment nämlich, die innere Welt, die Gefühle, Assoziationen, Träume und Reflexionen in ihrem regellosen Nebeneinander als die eigentliche psychische Realität des Menschen literarisch zu erfassen und zugänglich zu machen. Auch wenn Joyce als bürgerlicher Schrifteller kein Vorbild für proletarische Autoren sein könne, als einer, der die Wahrheit sucht, müsse man ihn ernst nehmen und vor allem – im Bewusstsein seiner Grenzen – von ihm lernen.[7]

Radeks Replik im Schlusswort war schroff und konfrontativ. Dass Joyce ein großer Künstler sei, bestreite er nicht, doch widerspreche Herzfeldes Urteil der grundlegenden Richtung der sowjetischen Literatur. Denn hier gehe es gerade darum, die Sowjetschriftsteller von der Betrachtung des eigenen Inneren weg auf die großen Tatsachen von heute zu lenken. Der Politiker Radek argumentiert also nicht literarisch, sondern politisch – es geht um Grundsätzliches. Um das Typische im Individuum herauszuarbeiten, meint er, brauche es keinen Joyce, dazu reichten Balzac und Tolstoi als Vorbilder aus. Das Interesse für Joyce sei ungesund und führe proletarische Schreiber auf einen falschen Weg. Denn dessen Eigenart bestehe nicht in seiner literarischen Technik, sondern im Inhalt seines Werks, und der sei ein Spiegelbild des Reaktionärsten, was das Kleinbürgertum aufzuweisen habe. Joyce – behauptet Radek apodiktisch, ohne es ernsthaft zu begründen – stehe auf der anderen Seite der Barrikade, von ihm sei nichts zu lernen.[8]

Gesagt werden muss an dieser Stelle, dass Herzfeldes Intervention ursprünglich nicht auf der Liste der Diskussionsredner gestanden hatte und keineswegs Ergebnis eines kollektiven Meinungsbildungsprozesses der deutschen Teilnehmer aus dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller am Allunionskongress war. Die dürften wohl mehrheitlich eher Radeks Sicht geteilt haben, auch Johannes R. Becher gehörte inzwischen zu ihnen und distanzierte sich auch in seiner Rede auf dem Kongress indirekt, aber deutlich von Herzfelde.[9] Der nämlich stand als Verleger, der Ilja Ehrenburgs umstrittene Romane in Deutschland durchgesetzt hatte, jahrelang der literaturpolitischen Orientierung und der Praxis des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller skeptisch gegenüber, und das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Auch als verantwortlicher Redakteur der Neuen Deutschen Blätter in Prag war er mehrfach herber Kritik seiner politischen Freunde aus Moskau ausgesetzt[10] Herzfeldes polemischer Einspruch, in freier Rede und ohne Manuskript vorgetragen,[11] war seine persönliche Initiative und widersprach den programmatischen Leitlinien des Bundes in den beginnenden dreißiger Jahren.[12]Deshalb darf man wohl Herzfeldes Vorstoß auch als Versuch betrachten, in dieser offenen Situation auf künftige Entwicklungen in der deutschen proletarisch-revolutionären Literaturbewegung Einfluss zu nehmen.

Denn unter den Mitgliedern des Bundes herrschte nach der Errichtung des Naziregimes einige Verwirrung und man suchte nach neuen Wegen. Zwar wurde unter ihnen in Deutschland und den verschiedenen Exilländern allmählich eine gewisse politische und literarische Konsolidierung ihrer Organisation spürbar. Aber welche endgültige Richtung sie unter den neuen Bedingungen einschlagen würde, war im Sommer 1934 noch nicht entschieden.[13] Immerhin galt es für Parteikommunisten noch immer als Trotzkismus, von einer Niederlage der revolutionären Arbeiterbewegung zu reden. Noch war die These vom Sozialfaschismus zur Kennzeichnung der Sozialdemokratie gültige Parteilinie, die bestenfalls vorsichtig beschwiegen oder umgangen werden konnte. Noch gingen viele Genossen entsprechend der parteioffiziellen Orientierung vom baldigen revolutionären Sturz Hitlers aus, und der politische Inhalt des Antifaschismus wurde noch immer durch die Alternative Faschismus oder Kommunismus bestimmt, das heißt von einem Räte- bzw. Sowjetdeutschland als dem strategischen Nahziel des antifaschistischen Kampfes. So entsprach es der Beschlusslage der KPD.

Man darf nicht vergessen: In Moskau traf sich im Sommer 1934 zum ersten Mal nach Hitlers Regierungsantritt und der Verfolgungswelle gegen Kommunisten und andere Hitlergegner eine nennenswerte Zahl bekannter proletarisch-revolutionärer Autoren aus Deutschland.[14] Vom Kongress erwarteten sie Orientierungen für ihre künftige Arbeit. Man darf annehmen, dass die Einladungen auch unter dem Gesichtspunkt erfolgt waren, eine ausstehende Verständigung über die nächsten Aufgaben vorzubereiten. Doch nicht alle Eingeladenen kamen, Anna Seghers trat ihren Platz an Peter Merin (Oto Bihalji-Merin) ab, weil sie für ihren neuen Roman recherchierte, und auch Egon Erwin Kisch schickte nur ein Grußschreiben aus Paris.[15] Von irgendeiner offiziellen Zusammenkunft der deutschen Parteischriftsteller am Rande des Kongresses ist allerdings nichts bekannt geworden, sodass man wohl davon ausgehen muss, es habe seitens der Komintern und der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller noch keine verbindlichen Festlegungen gegeben. Schließlich diente der Kongress der Gründung des Sowjetischen Schriftstellerverbandes und der Verkündung seiner literaturpolitischen Programmatik nach innen und außen. Deshalb blieben spezielle Interessen der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller (IVRS)[16] und ihrer Sektionen nachgeordnet. Doch unbeschadet dessen suchten die deutschen Teilnehmer durch ihre Wortmeldungen Aufmerksamkeit für ihren antifaschistischen Kampf zu wecken und Unterstützung anzumahnen. Denn der eben noch stärksten Sektion der IVRS war ihr ganzer Apparat und ihr Massenpublikum in Deutschland weggebrochen. Ihre Aktivisten mussten erkennen, dass der Wirkungsradius ihrer Organisation kaum über das kommunistische Milieu in Deutschland hinausgereicht hatte. Mit ihren Auftritten suchten sie vor einer großen Öffentlichkeit zu demonstrieren, dass mit ihnen auch künftig zu rechnen sei. Man zeigte betont Selbstbewusstsein, und Franz Carl Weiskopf endete seine Ansprache als Sprecher der angereisten deutschen Schriftsteller mit dem Wunsch, die Delegierten des Moskauer Kongresses bald beim ersten Kongress der "sowjetischen", das heißt der revolutionären Schriftsteller Deutschlands als Gäste begrüßen zu können.[17] Freilich zeigten ihre Reden auch, dass die unausgetragenen Widersprüche aus der Vorhitlerzeit weiter wirkten und die Vorstellungen der Redner im Einzelnen stark differierten. Man mühte sich um Bilanz des bisher Erreichten und um Selbstverständigung über kommende Aufgaben, aber vorwiegend in der Form kritischer Stellungnahmen zum Hauptreferat Radeks. Erstaunlich ist, dass solche Kritik – nicht nur der deutschen Gäste – zugelassen, ja von den Veranstaltern geradezu herausgefordert wurde. In dieser Tatsache spiegelt sich vermutlich das ungeklärte Verhältnis zwischen dem neuen sowjetischen Schriftstellerverband und der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller. Von der sowjetischen Führung wurde die aktuelle Rolle dieser Vereinigung kritisch gesehen und zunehmend als Belastung empfunden – sie sollte durch eine neue mit Schwerpunkt im Westen ersetzt werden.[18] Auf dem Kongress selbst wurde das in Sergej Tretjakows Rede schon angedeutet, als er ausdrücklich davon sprach, die Bezeichnung "revolutionäre Schriftsteller" sei zu eng gefasst und baue ein Schranke auf vor denen, die als Antifaschisten und Verbündete "zu uns kommen".[19]

[1] Sozialistische Realismuskonzeptionen. Dokumente zum 1. Allunionskongress der Sowjetschriftsteller. Hg. von Hans-Jürgen Schmitt und Godehard Schramm. Frankfurt am Main 1974, S. 140 ff. (im Folgenden: Dokumente).
[2] Dokumente, S. 205.
[3] Bertolt Brecht, Schriften zur Literatur und Kunst, Band I. Berlin und Weimar 1966, S. 85. – Kindlers Neues Literaturlexikon, hg. von Walter Jens. Studienausgabe Band 8. München 1996, nennt u.a. wechselnde Erzähltechniken (erlebte Rede, innerer Monolog etc.), präzise und rücksichtslose Darstellung psychischer Regungen, Vorstellungen und Wünsche (Bewusstseinsstrom), Homers Odyssee als mythische Folie, Leitmotivik und Motivtechnik.
[4] Johannes R. Becher, Publizistik I 1912–1938 (Gesammelte Werke Band 15). Berlin und Weimar 1977, S. 197, 210.
[5] Dokumente, S. 229. – Laut Angaben Wischnewskis gab es nur zwei übersetzte Passagen aus dem Buch in sowjetischen Zeitschriften, zusammen etwa dreißig Seiten. Vgl. Wsewolod Wischnewski, Optimistische Tragödie. Leipzig 1977, S. 129.
[6] Wsewolod Wischnewski, Optimistische Tragödie. Aufsätze, Briefe, Tagebuchnotizen. hg. von Gudrun Düwel. Leipzig 1977, S. 129, 130, 132.
[7] Dokumente, S. 239, 243.
[8] Dokumente, S. 277, 279.
[9] Dokumente, S. 252. – In Bechers Rede auf dem Allunionskongress heißt es mit etwas verrutschter Ironie: "Unsere Bewegung hat ihre literarischen Horizonte stark ausgeweitet, unsere Thematik ist schon reich geworden, wir haben schon einen höheren und lebendigeren Begriff von den zentralen Aufgaben der künstlerischen Gestaltung. Man braucht keine Mikroskope oder Fernrohre, wir sind schon groß genug, um auch mit dem bloßen Auge recht deutlich erkennbar zu werden." Das zeigt, dass Becher eine inhaltliche Aussage zum Problem vermeidet: Abgelehnt werden die Instrumente und damit indirekt Herzfeldes Kritik, aber der Blick ist nicht auf den besagten Misthaufen, sondern auf die deutschen Autoren gerichtet, die leicht zu erkennen seien. Damit wird auch Radeks Wertung indirekt abgelehnt.
[10] Vgl. dazu: Dieter Schiller, Über Ottwalt, Herzfelde und den Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller in Prag. Studien und Dokumente (Pankower Vorträge Heft 44). Berlin 2002.
[11] Und zwar gern. Gespräch mit Wieland Herzfelde. In: Sinn und Form 6/1976, S. 1133. – Die frei gehaltene Diskussionsrede sei erst durch das Stenogramm verschriftlicht worden und in der Zeitschrift Internationale Literatur veröffentlicht. IL, 5/1834, S. 39 ff.
[12] Herzfelde erinnert sich, nach seiner Rede habe ihm Becher im Quartier der deutschsprachigen Schriftsteller erklärt, nun werde er erschossen werden, weil er gegen ein Mitglied des ZK polemisiert habe. Das dürfte einer von Bechers bekannten groben Scherzen gewesen sein, denn tatsächlich wurde die Polemik sogar in der "Prawda" veröffentlicht. Doch sei er, Herzfelde, von Bechers Worten verunsichert, am nächsten Tag zur Komintern gegangen, um vom Genossen Knorin zu erfragen, ob sein Beitrag missbilligt werde. Knorin erkundigte sich bei einem seiner Mitarbeiter, dem Prager Literaturhistoriker Paul Reimann, ob es einen Beschluss des ZK über James Joyce gebe. Als der verneinte, entließ er Herzfelde mit den Worten: "Sie haben gehört, es gibt keinen Beschluß. Sie können also über Joyce sagen und schreiben, was Sie wollen." In: Sinn und Form 6/1976, S. 1135.
[13]Vgl. Dazu: Dieter Schiller, Stimme aus Deutschland. Der Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller in Berlin und Paris 1933–1935 (Pankower Vorträge Heft 72). Berlin 2005. – Die meisten Grußschreiben von Personen und Organisationen an den Kongress der Sowjetschriftsteller zeigen, wie wenig die neuen Aufgabenstellungen im Kampf gegen den Faschismus bisher in die Mitgliedschaft des Bundes eingedrungen waren. Sie offenbaren eine eklatante Fehleinschätzung der politischen Situation und der eigenen Leistung im weltliterarischen Kontext. Vgl. Dokumente, S. 401 ff.; Zur Tradition der deutschen sozialistischen Literatur. Band 1. Eine Auswahl von Dokumenten 1926–1935, Auswahl und Gesamtredaktion Alfred Klein und Thomas Rietschel. Berlin und Weimar 1979, S. 775 ff.[14] Dazu gehörten Johannes R. Becher – Vorsitzender des BPRS – als Delegierter der Wolgarepublik, F. Wolf als Delegierter des Moskauer Bezirks, und als Gäste W. Bredel, A. Ehrenstein, O.M. Graf, W. Herzfelde, A. Kantorowicz, K. Mann, P. Merin, B. Olden, E. Piscator, Th. Plivier, G. Regler, A. Scharrer, A. Schwarzenbach, E. Toller. Anwesend waren also mindestens acht in der linken Szene weithin bekannte kommunistische Schriftsteller.
[15] Persönliche Grußschreiben kamen auch von Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Arthur Holitscher Ernst Ottwalt und Ludwig Turek. Vgl. Zur Tradition, Band S. 775 ff. Ich schließe daraus, dass auch sie zur Teilnahme eingeladen waren.
[16]Zur IVRS: Simone Barck, Internationale Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS). In: Lexikon sozialistischer Literatur, Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945. Hg. von Simone Barck u.a. Stuttgart, Weimar 1994, S. 223 ff.
[17] Dokumente, S. 98.
[18] Die Gründung der Internationalen Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur (ISVK) erfolgte auf dem Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur in Paris 1935. Vgl. dazu: Wolfgang Klein, Als der Apparat nicht funktionierte. Geschichte der Vorbereitung des Pariser Schriftstellerkongresses 1935. In: Wolfgang Asholt u.a., Unruhe und Engagement. Blicköffnung für das Andere. Festschrift für Walter Fähnders zum 60. Geburtstag. Bielefeld 2004; sowie: Wolfgang Klein, Internationale Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur (ISVK). In: Lexikon sozialistischer Literatur, S. 220 ff.
[19]Dokumente, S. 229.

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