Von: Klaus Steinitz
Reihe "Pankower Vorträge", Heft 206, 2017, 54 S.
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Autor: Prof. Dr. Klaus Steinitz, Wirtschaftswissenschaftler, Berlin
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Inhalt
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Vorbemerkung
1. Die systemische Krise des Kapitalismus Konsequenzen für eine sozialistische Alternative
2. Neue Ideen und Vorstellungen zum Inhalt und zur Funktionsweise einer sozialistischen Alternative sind unverzichtbar
3. Akteure einer zukünftigen sozialistischen Transformation
4. Grundlegende Kriterien eines neuen, zukunftsfähigen Sozialismus und Bedingungen seiner Verwirklichung
5. Subjektive Faktoren für eine erfolgreiche sozialistische Transformation
6. Wie könnte die praktische Umsetzung sozialistischer Grundsätze erfolgen?
7. Zusammenfassung
Literatur
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LESEPROBE
Vorbemerkung
Mit der folgenden Ausarbeitung soll dazu beigetragen werden, zwei Fragen in der Linken überzeugender zu beantworten:
Warum ist es auch heute dringend notwendig, in der Linken an sozialistischen Alternativen zu arbeiten, sie zu qualifizieren und weit stärker als bisher auch öffentlich zu diskutieren?
Wie können wir mehr Menschen davon überzeugen, dass eine sozialistische Alternative erstrebenswert und auch machbar ist, dass ein erneuerter, moderner Sozialismus kein Wunschtraum ist, sondern realisiert werden kann?
Die gegenwärtige politische Situation in Deutschland und ganz Europa ist gekennzeichnet durch die noch ungebrochene Dominanz des Neoliberalismus, den Vormarsch rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen auf der einen und einer seit längerem anhaltenden Schwäche und Zersplitterung der Linken auf der anderen Seite. Die Bedingungen für einen grundlegenden Politikwechsel in Deutschland und in der EU sind gegenwärtig und kurzfristig nicht gegeben. (Vgl. hierzu Brie/Candeias, 2016) Dies trifft erst recht für eine weitergehende, den Kapitalismus überwindende sozialistische Transformation zu.
Hieraus könnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass es aktuell nicht so wichtig ist, sich mit Fragen einer sozialistischen Alternative zu beschäftigen. Diese Schlussfolgerung wäre jedoch falsch und hätte für die Linke negative Folgen.
Der Sozialismus ist infolge der strukturellen Deformationen und Fehlentwicklungen des Staatssozialismus diskreditiert. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Aufgaben einer sozialistischen Transformation heute und in absehbarer Zeit nicht auf der Tagesordnung stehen. Die Ablehnung einer sozialistischen Gesellschaft durch breite Bevölkerungskreise ist weitgehend darauf zurückzuführen, dass der gescheiterte Real- oder Staatssozialismus mit dem Sozialismus überhaupt identifiziert wird. Um diese Ablehnung zu überwinden, müsste überzeugend nachgewiesen werden, dass die Deformationen und Fehlentwicklungen nicht notwendige Ergebnisse einer sozialistischen Transformation sind. Ein anderer, der sozialistischen Utopie entsprechender Sozialismus ist notwendig und auch möglich, der sich in entscheidenden Charakteristika vom gescheiterten Staatssozialismus unterscheidet. Die ablehnende Haltung der Bevölkerung Deutschlands zu einer sozialistischen Alternative wird durch die einseitige, verzerrte Darstellung der realen Verhältnisse, die in der DDR bestanden haben, und die Verabsolutierung ihrer negativen Seiten durch die Medien noch verstärkt.
Der Realsozialismus widersprach in Vielem der sozialistischen Idee, beruhte zum Teil auf falschen theoretischen Prämissen und einer fehlerhaften Strategie und praktischen Politik. Sicher ließen sich die Menschen leichter für Veränderungen im Kapitalismus und über ihn hinaus gewinnen, wenn überzeugende Vorstellungen einer erneuerten sozialistischen Alternative ausgearbeitet und sachlich erörtert würden. Diese müssten einen Sozialismus skizzieren, der sowohl realistisch ist und von den Menschen als realisierbar angesehen wird, als auch für die Mehrheit der Bevölkerung wünschenswert ist.
Dazu wäre zu überprüfen, ob und wie weit die vorliegenden Konzepte, Vorstellungen und Ideen über einen erneuerten Sozialismus den realen Bedingungen, Konflikten und Widersprüchen gerecht werden, mit denen eine sozialistische Transformation im 21. Jahrhundert voraussichtlich konfrontiert wäre. Sie müssten von veralteten, überholten Vorstellungen befreit und durch neue Ideen und Vorstellungen ersetzt werden, die diesen Bedingungen des 21. Jahrhunderts entsprechen.
Ausgehend von dieser kurz umrissenen Problematik möchte ich insbesondere folgende Themen näher betrachten: