Kulturdebatte im Salon
War die DDR ein humanistisches Land? So stand es in ihren Verfassungen und in Gesetzestexten – sonst nirgends auf der Welt. Das Programm der herrschenden Partei SED verkündete das „große Hurra“ des Humanismus in Abgrenzung zu einem konservativen Humanismus in der Bundesrepublik.
Die Konzeptionsbildung begann im Pariser Exil und in deutschen Kriegsgefangenenlagern in Russland. Hatte Karl Marx 1845 „Humanismus“ in „Kommunismus“ aufgelöst, wurde diese Deutung nun in der SBZ/DDR revidiert – warum aber so engführend, halbherzig, dogmatisch? Worin bestand der spezifisch deutsche „Kultursozialismus“ von Walter Ulbricht und Alfred Kurella? Weshalb musste er scheitern? Liegen die Ursachen - von internationalen Konstellationen im Kalten Krieg abgesehen – im eigentümlichen Humanismuskonzept selbst, besonders im verklärenden, fast religiösen Verständnis von „Arbeiterklasse“, aber auch im stalinistischen Organisations- und Menschenbild, das Reformkräfte in der DDR nicht ohne Bündnispartner in der vor Ort allgegenwärtigen Sowjetunion zu überwinden vermochten? Trug Humanismus zur „Wende“ bei? Ist er nun „erledigt“?
Referent: Dr. habil. Horst Groschopp (1949) ist Vizepräsident und Direktor der "Humanistischen Akademie Deutschland".
Moderation: Prof. Dietrich Mühlberg
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der KulturInitiative'89 und unterstützt durch "Rohnstock Biografien"