Seniorenklub im Karl-Liebknecht-Haus
Die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und Postwachstum geraten häufig dann in die Defensive, wenn es um die Infragestellung von Wachstum, Arbeitsplätzen und Wohlstand geht. Dieses Dilemma ist nicht neu. Schon die DDR-Führung sah sich in den 70er Jahren vor dem Hintergrund der Club-of-Rome-Berichte damit konfrontiert. Sie schob den "schwarzen Peter" dem kapitalistischen Westen zu. Sobald der Sozialismus gesiegt habe, würden sich auch die ökologischen Probleme auflösen.
Drei sich als marxistisch verstehende DDR-Dissidenten, Wolfgang Harich, Rudolf Bahro und Robert Havemann, kritisierten diese Sicht auf unterschiedliche, teils gegensätzliche Weise und entwarfen ökologisch-kommunistische Utopien als Alternativen zum Realsozialismus und zum Kapitalismus. Ihrer Meinung nach wäre ein anderer Weg zu einer Gesellschaft mit einem Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur möglich gewesen. Obwohl dem DDR-Kontext verhaftet, enthalten ihre Thesen schon viel von dem, was gegenwärtig diskutiert wird, teilweise weisen sie sogar darüber hinaus. So lieferten Bahro, Harich und Havemann Argumente und Vorstellungen, an die heute angeknüpft werden kann.
Referent: Dr. Alexander Amberger (geb. 1978, Autor: Bahro - Harich - Havemann. Marxistische Systemkritik und politische Utopie in der DDR". Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2014)
Moderation: Christian Beyer