Europa von Links
Bereits die Unabhängigkeitswerdung der Republik Moldau 1989 bis 1992 gestaltete sich als äußerst schwierig. Während mehrere Landesteile in der Sowjetunion verbleiben wollten, strebte eine neue politische Elite in der Hauptstadt nach Westen oder direkt in eine Union mit Rumänien. Nach einem kurzen Bürgerkrieg spaltete sich das industrielle "Power House" der Republik unter dem Namen Transnistrien ab. Der agrarisch geprägte Rest des südosteuropäischen Landes hingegen entwickelte sich zu einem Musterschüler von IWF und Weltbank, inklusive neoliberaler "Schocktherapie".
Seit 15 Jahren gewannen mehrmals Parteien die Parlamentswahlen, die Moldaus Entwicklung eher an der Seite von Belarus und Russland sehen. Abgelöst werden sie hingegen immer wieder von politischen Bewegungen, die Moldaus Zukunft in der EU sehen. Bei der nach orangenem Vorbild durchgeführten so genannten "Twitter-Revolution" im Jahr 2009 stand der Vorwurf im Raum, die EU und USA würden sich direkt in die moldauischen Belange einmischen, um das Land auf Kurs zu bringen. Doch angesichts der Korruption der "pro-europäischen Parteien", einer weit verbreiteten Perspektivlosigkeit für die Massen und keiner realistischen EU-Beitrittsperspektive wenden sich derzeit immer mehr moldauische Bürger von Brüssel ab.
Referent: David X. Noack (Politikwissenschaftler und Historiker)
Moderation: Janeta Mileva