Junge Panke
Ende der 1950er Jahre entsteht in den endlosen Wäldern Sibiriens Akademgorodok, eine Stadt für die sowjetische Wissenschaftselite. Das akademische Zentrum in der Nähe der Großstadt Nowosibirsk wurde schnell für seine naturwissenschaftliche Spitzenforschung bekannt. Dazu zählte auch die Entwicklung von Computertechnologie, deren Förderung ein zentraler Aspekt des Kalten Krieges war. Die sibirische Variante des Frontier-Mythos und die große Entfernung von Moskau lockte tausende WissenschaftlerInnen an. Sie kamen in der Hoffnung, Selbstverwirklichung und Freiheit in Kultur und Forschung zu erfahren. In dieser Atmosphäre entstanden die ersten Umweltbewegungen, Alternativkulturen und die erfolgreichste sowjetische Punkband, Graschdanskaja Oborona. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verließen viele Forscher Akademgorodok Richtung Westen. Im Gegenzug siedelten sich internationale IT-Konzerne an. In der ausländischen Berichterstattung sprach man von "Silicon Taiga". Doch heute findet Spitzenforschung anderswo statt. Was sich in Akademgorodok erhalten hat, ist ein alternativer Lebensstil, der die Geschichte dieses Ortes widerspiegelt.
ReferentInnen: Philipp Goll (freier Autor und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Graduiertenkolleg Locating Media, Universität Siegen) und Dr. Stefanie Peter (freie Autorin, Ethnologin und Leiterin des Goethe Instituts Nowosibirsk/Russland)
Moderation: Fabian Kunow