Politik im Gespräch
Westliche Politiker sprechen von einem Krieg gegen den IS-Terrorismus. Dabei bilden USA und NATO im Mittleren Osten widersprüchliche Allianzen. Sie kooperieren mit der Türkei und den Golfstaaten, den langjährigen Förderern des IS, paktieren aber auch mit deren Gegnern, den Schiitenmilizen und dem Iran. Ist das Ziel des Westens ein Patt in der Region, damit weder die arabisch-sunnitischen Golfstaaten noch der Iran zu mächtig werden? Für den Kampf gegen den IS liefert der Westen darunter auch Deutschland Waffen an den Präsidenten der kurdischen Autonomieregion. Der engagiert sich aber vor allem für den eigenen Machterhalt und gegen seine kurdischen Rivalen statt den IS anzugreifen. Weil von den westlich-allierten Parteien niemand ernsthaft den IS bekämpft, kann sich ungehindert ein Islam entwickeln, in dem Hass an die Stelle einer jahrhundertealten Tradition des Miteinanders tritt. Und der Hass ist das erfolgreichste Exportgut, dass die Miliz des Daesch anzubieten hat.
Wer bildet und stärkt die Strukturen des Islamischen Staates? Wer unterstützt die Organisation, und warum ist sie so erfolgreich? Wir haben den Journalisten Marc Thörner eingeladen, uns die ökonomischen Verflechtungen des IS genauer aufzuschlüsseln und wollen mit ihm die politischen Folgen des Erstarkens der Strukturen auch für Europa in den Blick nehmen.
Referent: Marc Thörner (freier Journalist aus Hamburg, für seinen für den Deutschlandfunk produzierten Beitrag Wir respektieren die Kultur Im deutsch kontrollierten Norden Afghanistans[1] erhielt Thörner im Jahr 2009 den Otto-Brenner-Preis[2])
Moderation: Birgit Ziener