Linke Metropolenpolitik
Mit der Diskussion um das Musikfestival Lollapalooza rückt das Treptower Gartendenkmal neben dem Sowjetischen Ehrenmal wieder ins Bewusstsein der Berlinerinnen und Berliner.
Der Treptower Park entstand lange bevor das Siedlungsgeflecht Groß-Berlin politisch und planerisch vereinigt wurde. Warum wurde dieser Ort gewählt? Welche Ideen gaben Anlass für die Schaffung einer so großen Grünanlage, die später als Gartendenkmal ganz nah am Mauerstreifen auch Standort für das Sowjetische Ehrenmal werden sollte?
Mit einem Vortrag der Gartenbauhistorikerin und Denkmalpflegerin Dr. Sylvia Butenschön von der TU Berlin über Geschichte und Bedeutsamkeit des Gartendenkmals im deutschen und europäischen Kontext wollen wir dazu ins Gespräch kommen.
Im Anschluss diskutieren Dr. Klaus von Krosigk (früher: Landesdenkmalamt Berlin, Gartendenkmalpflege) und Prof. Dr. Helga Köpstein (Autorin des Buches "Die Sowjetischen Ehrenmale in Berlin") mit Dr. Sylvia Butenschön und den Gästen über den Treptower Park und seine Bedeutsamkeit heute und über den Umgang mit Stadtgrün und Gartenbaukunst (vor dem Hintergrund der Privatisierung öffentlichen Raumes) sowie über Denkmäler in Berlin aus kultur- und stadtentwicklungspolitischer Perspektive.
Moderation: Dr. Thomas Flierl
Veranstaltungsbericht im Nachgang (Fabian Kunow)
Am 19. Juli 2016 fand vor Ort, im Figurentheater Grashüpfer, unsere Abendveranstaltung zur Geschichte des Treptower Parks und des sowjetischen Ehrenmals statt. Anlass war die Diskussion über die mögliche Nutzung dieses Gartendenkmals durch das kommerzielle Musikfestival Lollapalooza Berlin im September.
Bevor der Umgang mit dem öffentlichen Berliner Stadtgrün und die Nutzung des Treptower Parks der mit dem sowjetischen Ehrenmal auch einen großen russischen Soldatenfriedhof beherbergt konkret thematisiert wurden, gab es zunächst Hintergrundinformationen zu diesem besonderen Berliner Ort. Denn die Frage, was eine angemessene Nutzung dieser Anlage und eben kein Missbrauch ist, lässt sich nur mit einem Blick in die Historie beantworten.
Diesen gab die Gartenbauhistorikerin und Denkmalpflegerin Dr. Sylvia Butenschön von der TU Berlin mit einem Vortrag über Geschichte und Bedeutsamkeit der Anlage. Seit der Entstehung des Treptower Parks wurde dieser von Massenveranstaltungen genutzt. Ob Demonstrationen und Kundgebungen vor und während des 1. Weltkriegs, große Ausstellungen oder Rockkonzerte mit zehntausenden Teilnehmenden zum Ende der DDR Großveranstaltungen fanden immer wieder auf dem Gelände statt. Der Treptower Park stünde immer noch und sei auch nicht vernutzt, so Butenschön.
Dem widersprach Prof. Dr. Helga Köpstein, Autorin des Buches "Die Sowjetischen Ehrenmale in Berlin". Sie verwies auf die tausenden Toten, die am Ehrenmal liegen, und darauf dass sie schon zu DDR-Zeiten gegen die Konzerte auf der danebenliegenden Wiese war.
Noch deutlicher antwortete Dr. Klaus von Krosigk, der vor seiner Pensionierung beim Landesdenkmalamt Berlin die Gartendenkmalpflege leitete. Er machte deutlich, was für Schätze die Gartendenkmäler in Berlin sind, die immer wieder durch den Druck der Politik Nutzungen zugeführt werden. Dadurch würden die Gartendenkmäler beschädigt bzw. nicht im Sinne der Gestalter zurückgelassen. Hier verwies von Krosigk besonders auf den Tiergarten, der immer wieder als Kulisse für privat-kommerzielle Events entwertet wird. Dazu konnte auch der Moderator Dr. Thomas Flierl einige Anekdoten aus seiner politischen Laufbahn erzählen.
Ausführlich wollte das Publikum mitdiskutieren. Eine große Mehrheit sprach sich gegen die derzeitigen Planungen von Lollapalooza Berlin aus und mahnte einen anderen Umgang mit den Berliner Parkanlagen an.