Konzert
Das Konzert ist ausgebucht.
Am Eisler-Flügel Christine Reumschüssel
Interessenten empfehlen wir das Konzert am 15. Mai, 16 Uhr zum 100. Geburtstag. Geburtstag von Kurt Schwaen. Dafür ist kein Kartenvorverkauf vorgesehen.
Sarah Liebigt hat im ND, 4.5.2009, S. 17. einen Artikel zur Veranstalung gechrieben
Gut gebrüllt, Junge. Gut gebrüllt. Reprise nach vierzig Jahren Hilmar Thate singt Brecht
Sarah LiebigtAuf das Klavier rechts neben sich gestützt, die linke Hand an den Hals gelegt, die grau melierten Haare hochfrisiert, die stark getönte Brille auf der Nasenspitze so steht er hinterm Notenständer. Seine Stimme bewegt sich mal tief und voll am Boden entlang, mal legt sie sich leicht, fast beiläufig neben die Klaviermelodien.
Hilmar Thate steht am Hanns-Eisler-Flügel und singt und spricht Balladen und Gedichte von Bertolt Brecht. Musikalische Unterstützung erhält er von Christine Reumschüssel. Die Helle Panke e.V. hatte den Schauspieler und Sänger Ende April zum Gesangsabend eingeladen.
Die Hände wechseln in variantenreicher Gestik ihre Haltung, flattern mal zur Melodie, mal schlägt die Faust den Rhythmus zum Vers in die Luft. Im Einsatz von Körper und Stimme tritt der Schauspieler Thate deutlich hervor. Mit Leichtigkeit wechselt er vom völlig in sich Gekehrten zum inbrünstigen Sänger. Die Übergänge sind fließend, nie plakativ.
Der »Ballade vom Weib und dem Soldaten« folgen die »Erinnerung an Marie A.« und »O Fallada, da du hangest!«. Bei letzterem wird es totenstill, die letzte Strophe intoniert Thate mit tiefer und eindringlicher Stimme, jedes Wort betont. »Sonst passiert euch etwas, was ihr nicht für möglich haltet« wird zur unklaren Drohung, bedeutungsschwanger und beinahe Unheil verkündend. Solch starke Emotion jedoch wird abgelöst vom wieder beschwingten »Lied von der Tünche«.
Thates Gesang mit dem Wechsel zwischen rezitiertem und gesungenem Wort ist am ehesten mit dem von Sängerin und Kabarettistin Georgette Dee zu vergleichen. Die Pianistin untermalt punktgenau einzelne Worte oder begleitet klanggenau mit Thates Tonlage die einzelnen Stücke Christine Reumschüssel und Thate sind ein eingespieltes Team.
Zum Ende hin wird der Schauspieler dann doch noch redselig und erzählt von seiner ersten Begegnung mit dem Komponisten Hanns Eisler und dessen legendären Flügel. »Gut gebrüllt, mein Junge, gut gebrüllt« habe Eisler nach einer Kostprobe der Gesangskünste des jungen Thate gesagt. Derlei Anekdoten und Erzählungen beispielsweise aus seiner Zeit am Berliner Ensemble sind in Thates Autobiografie nachzulesen.
Neulich, als ich noch ein Kind war, Lübbe, 349 Seiten, 19,95 Euro