Richtige Literatur im Falschen
Der Krieg politisiert, er reißt das private Lebensglück ins Politische und Gesellschaftliche. Der Krieg schockiert auch, er zerreißt die Decke der Zivilisation, konfrontiert uns mit Archaischem. Gegen die Gewalt scheint das Wort machtlos. Indes wird die Gewalt selten durch Gewalt beendet, sondern durch das Wort. Auch die Kunst des Wortes, die Literatur, verhält sich zum Krieg. Wie im Krieg das erste Opfer stets die Wahrheit ist, ist auch die Literatur nicht gefeit davor, Unwahrheit zu verbreiten. Aber die Literatur kann dem Krieg zugleich seine Wahrheit abringen. Sie tut dies auf verschiedene Weisen: werkimmanent, mal realistisch, mal als absurde Literatur und oft als Verarbeitung eigener Kriegserfahrungen oder als Stellungsnahme engagierter Schriftstellerinnen und Schriftsteller zum Krieg, wie auch im Fall des gegenwärtigen Kriegs Russlands gegen die Ukraine vielfach geschehen. Über die Leistungen von Literatur angesichts von Krieg und Gewalt - und die Aporien, in die sie sich begibt - wollen wir ins Gespräch kommen.
Mit: Marko Dinić, Ulrike Draesner, Olga Grjasnowa und Raul Zelik
Moderation: Ingar Solty