Philosophische Gespräche
Georg Lukács‘ Werk Geschichte und Klassenbewusstsein (1923) gilt zu Recht als Gründungsdokument des später so genannten Hegel-Marxismus. Lukács versucht darin, durch den Rekurs auf Hegel die marxsche Theorie gegen ihre Verflachung im offiziellen Parteimarxismus zu verteidigen. „Orthodoxie in Fragen des Marxismus“ bedeute nicht einen Glauben an bestimmte Thesen oder heilige Bücher, sondern beziehe sich „ausschließlich auf die Methode.“ Das „Wesen der Methode“ aber, die Marx „von Hegel übernommen und originell zur Grundlage einer ganz neuen Wissenschaft umgestaltet“ habe, sei die „Kategorie der Totalität, die allseitige, bestimmende Herrschaft des Ganzen über die Teile“. Lukács hat damit auch Adorno das entscheidende Stichwort für seine Variante der Kritischen Theorie geliefert.
Der Vortrag skizziert, in welcher Weise „die Kategorie der Totalität“ in Hegels Philosophie, Marx‘ Kapitaltheorie und Adornos negativer Dialektik zum Tragen kommt und fragt, ob und inwiefern der totalisierende Zuschnitt dieser Theorien jeweils zu rechtfertigen ist.
Referent: Dr. Frank Kuhne
Moderation: Dr. Falko Schmieder