Konferenz
Von vielen zeitgenössischen Wissenschaftlern wird die Bewältigung der ökologischen Krise als die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts gesehen. Die Rede von der mangelnden Nachhaltigkeit verweist dabei auf ein Paradox: Die Gefährdung der Lebensbedingungen steht nicht mehr im Zusammenhang mit politischen Ausnahmezuständen, Kriegen oder dem Versagen bzw. Missbrauch von Techniken, sondern stellt sich als unerwünschte ‚Nebenfolge’ der Reproduktion der Gesellschaft ein. Die Zukunftsfähigkeit einer bestimmten Gesellschaftsform und ihrer Ökonomie scheint damit infrage zu stehen.
Diese Einsicht ist jedoch keineswegs neu. Gerade im Lichte der gegenwärtigen Debatten zeigt sich, dass die Reflexion auf den Konnex von Produktiv- und Destruktivkräften verzweigte Traditionslinien hat, die heute weitgehend der Verdrängung anheim gefallen sind. Auf der Konferenz sollen historische und aktuelle Beiträge zu diesem Thema verfolgt und in ihrem Zusammenhang diskutiert werden. Ein Ziel besteht darin, das Bewusstsein für den untrennbaren Zusammenhang von Produktion und Destruktion im Kapitalismus – und damit für die Unzulänglichkeit gängiger Problemlösungsangebote zu schärfen.
Konferenzprogramm:
Freitag, den 22. Oktober, 14.30-20.00 Uhr
14:30 Begrüßung und Eröffnung
15:00 Matthias Rothe (Minneapolis): "Die Korruption der Gefühle". Ökonomie und Affekte bei Ferguson und Smith
16:30 Pause
17:00 Christine Blättler (Wien/Potsdam): Die Oekonomie der Leidenschaften und die Zerstörung des Fortschrittsdenkens bei Fourier
18:30 Maxi Berger (Hannover): Die Arbeit des Negativen und der Wille zum System bei Hegel
Sonnabend, den 23. Oktober, 10.00-20.30 Uhr
10:00 Frank Engster (Berlin): Schöpferische Zerstörung - Der Begriff der Produktivkraft bei Marx
11:30 Dirk Braunstein (Bochum): Der destruktive Charakter bei Walter Benjamin
13:00 Mittagspause
14:00 Simon Duckheim (Bochum): „,Denn es gibt nichts Unverstümmeltes mehr’. Zum Zusammenhang von Identität und Tausch bei Theodor W. Adorno
15:30 Ingo Elbe (Oldenburg): Die emotionale Matrix der Menschenvernichtung. Erich Fromm über die Triebökonomie der Zerstörung
17:00 Pause
17:30 Christian Voller (Berlin): Die Technikkritik der Konservativen Revolution
19:00 Tomasz Stompor (Berlin): Der Begriff der Verausgabung und Batailles Konzept der allgemeinen Ökonomie
Sonntag den 24. Oktober, 10.00-15.00 Uhr
10:00 Moritz Mutter (Berlin): Die Geschwindigkeit der Zerstörung. Zu Virilios Dromologie
11:30 Rainer Land (Berlin): Schumpeters Konzept der schöpferischen Zerstörung
13:00 Stephan Grigat (Wien): Die wahnhafte Konkretisierung der abstrakten Destruktion. Zur Form und Kontinuität eines Musters antisemitischer Kritik
14:30 Abschlussdiskussion