Junge Panke Seminar
Maximales Teilnehmeralter: 35 Jahre.
Das Seminar ist leider ausgebucht. Ihr könnt Euch aber gern auf die Warteliste setzen lassen. Es springt ja immer mal wieder jemand ab. Bitte sendet dafür eine Email an: fabiankunow@helle-panke.de.
»Der Marxismus ruht im Denken des 19. Jahrhundert wie ein Fisch im Wasser.« (Foucault: Die Ordnung der Dinge, 320).
Neben Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche zählt Karl Marx zu jenen drei Denkern, die nach Foucault im 19. Jahrhundert die Diskursordnung der Moderne begründeten, aus der der Mensch als ein in die Verschwisterung von Macht und Wissen unlösbar verstricktes, diskursiv geformtes Subjekt hervorgeht (Die Ordnung der Dinge, frz. 1966/dt. 1971). Foucaults Bezug auf Marx ist wie auch der auf Georg Wilhelm Friedrich Hegel mithin alles andere als eindeutig positiv; vielmehr wechseln in rascher Folgepointierte Wertschätzung der Schriften und harsche Kritik ihrer Umsetzung. Im Gegensatz zur Vorgängergeneration (v.a. zu Jean Paul Sartre) sieht Foucault in Marx keineswegs mehr den Begründer eines humanistischen, herrschaftskritischen Materialismus, sondern erklärt sich früh zu einem Nicht-Marxisten. Dabei gibt es durchaus Punkte, die sein Denken mit dem von Marx verbindet: die strukturale Analyse von Macht- und Herrschaftssystemen, die Frage nach Gründen fehlender Gegenwehr oder die Bedeutung des Körpers und des Materialen als Reproduktionsmittel in modernen (kapitalistischen) Gesellschaften. Doch für Foucault blieb Marx in die totalitären »Wahrheitsspiele« des 19. Jahrhunderts verstrickt, seine Kritik richtete sich besonders auf den marxistischen Anspruch, die Vielfalt heterogener, diskontinuierlicher Prozesse, seien sie diskursiver (ideeller) oder nicht-diskursiver (materieller) Art, auf ein ursächliches Moment zurück zu führen. Von hieraus zieht er, Foucault, auf provokante Weise eine direkte Linie zu den stalinistischen Lagern.
Um das sichtbar schwierige Verhältnis, das Michel Foucault zu Karl Marx unterhält, verstehen zu können, ist es wichtig, die exklusive Bedeutung des Marxismus für die französischen Intellektuellen Mitte des 20. Jahrhunderts zu berücksichtigen. Der Workshop wird zu diesem Zweck mit einer kurzen Einführung in die historischen Konstellationen im Denken Foucaults beginnen, in deren Anschluss wir gemeinsam eine Auswahl an Texten diskutieren, in denen Foucaults Verhältnis zum Marxismus im Mittelpunkt steht. Zur Vorbereitung wird im Vorfeld ein Reader zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltung richtet sich an sowohl an Studierende, die bereits mit Foucaults Schriften vertraut sind, als auch an solche, die den Workshop als Einstieg und erste Begegnung verstehen.
Teamerin: Prof. Dr. Hania Siebenpfeiffer (Uni Marburg)
Organisation: Fabian Kunow
Programm
10:00 – 10:20
BEGRÜßUNG
Vorstellung und kurze Einführung in Denken und Schriften Foucaults
10:20 – 11:30
ARCHÄOLOGIE DES MARXISMUS: MARX UND DIE MODERNE DISKURSORDNUNG
Auszug aus »Die Ordnung der Dinge«. Frankfurt/M. 1997 u.ö., 307-322.
[»Nietzsche, Freud, Marx«. In: M.F.: Schriften I, Frankfurt/M. 2001, 729-743].
11:30 – 11:45 KAFFEEPAUSE
11:45 – 13:00
MARXISMUS ALS POLITISCHE PRAXIS DER GEGENWART
Auszug aus »Von der Archäologie zur Dynastik«. In: M.F.: Schriften II, Frankfurt/M. 2002, 504-509.
»Der Intellektuelle hat die Aufgabe…«. In: M.F.: Schriften II, Frankfurt/M. 2002, 524-527.
[»Der Tod des Vaters«. In: M.F.: Schriften II, Frankfurt/M. 2002, 907-913].
13:00 – 14:00 MITTAGSPAUSE
14:00 – 15:15
GENEALOGIE DER ÖKONOMIE: MARXISMUS UND MACHT
Auszug aus »Vorlesung vom 07. Januar 1976«. In: M.F.: Schriften III. Frankfurt/M. 2003, 219-227.
»Verbrechen und Strafen in der UdSSR und anderswo…«. In: M.F.: Schriften III. Frankfurt/M. 2003, 83-98.
»Mächte und Strategien«. In: M.F.: Schriften III. Frankfurt/M. 2003, 538-542.
15:15 – 15:30 KAFFEEPAUSE
15:30 – 16:45
JENSEITS DES MARXISMUS – DIESSEITS VON MARX?
»Methodologie zur Erkenntnis der Welt: Wie man sich vom Marxismus befreien kann«. In: M.F.: Schriften III. Frankfurt/M. 2003, 748-775.
16:45 – 17:00
ABSCHLUSS UND FEEDBACK