Extreme Rechte
Finnland nahm eine Sonderrolle im Bündnisgefüge Nazideutschlands ein: Als nordischer "Waffenbruder" verweigerte man den Deutschen die Herausgabe der eigenen jüdischen Bevölkerung und die Implementierung antisemitischer Politiken und blieb bis Kriegsende ein demokratischer Staat. Die komplexe Weltkriegsgeschichte Finnlands wurde in den letzten Jahren vermehrt kritisch reflektiert. Die Theorie eines "Separatkrieges", die "driftwood theory" und das Verhalten der finnischen Eliten kamen zunehmend in den Fokus einer neuen kritischen Historikergeneration.
Anlass, dieser sehr kleinen Geschichte im großen Geschichtspanorama des 2. Weltkrieges und des europäischen Faschismus nachzugehen, ist die Eröffnung der Brauereikneipe "Bryggeri Helsinki" im Prenzlauer Berg. Der Geschäftsführer dieser Gaststätte und der gleichnamigen Brauerei ist Vorsitzender des SS-Traditionsvereins "Veljesapu-Perinneyhdistys ry" (Brüderhilfe e. V.) in Finnland. Die "Brüderhilfe – Traditionsvereinigung" ist eine finnische Hilfs- und Erinnerungsorganisation von ehemaligen Waffen-SS-Mitgliedern. Der eingetragene Verein wurde 1955 gegründet um eine Unterstützung der Waffen-SS-Veteranen zu organisieren, weil diese vom finnischen Staat keine Veteranenrente erhielten. Nach Angaben des Vereins waren 2018 noch 10 von ursprünglich 302 darin organisierten Waffen-SS-Veteranen am Leben.
Die Veranstaltung soll Einblicke in die Kriegsgeschichte Finnlands, die Entstehung und Bedeutung der freiwilligen Waffen-SS-Bataillone und der neuen Narrative in der finnischen Geschichtswissenschaft geben.
Referent: Robert Stark, Alumni-Studienstipendiat der RLS, M.A. Judaistik und Holocaust Studien, studierte an der FU Berlin, dem Touro-College Berlin und der Universität Prag. Er lebt im zentralfinnischen Tampere, bereitet eine Promotionsbewerbung in Helsinki vor und beschäftigt sich mit der jüngeren finnischen Geschichte.
Referent: David Kiefer (Berliner Bündnis gegen Rechts) wird über den Besitzer der Brauereikneipe Bryggeri Helsinki in Prenzlauer Berg und ihren Protest dagegen berichten.
Moderation: Fabian Kunow