Junge Panke
Maximales Teilnehmeralter: 36 Jahre.
Der Rätekommunismus verkörpert, so scheint's, das gute Gewissen der radikalen Linken: Die Strömung und ihre Theoretiker (es gab nur sehr wenige Theoretikerinnen…) verkörpern den antiautoritären, staats- und organisationskritischen Aspekt des Kommunismus. Hellsichtig kritisierten sie bereits Anfang der 20er Jahre die konterrevolutionären Tendenzen der Bolschewiki und die Involution, also die Rückbildung, der russischen Revolution. Um 1920 schien der Rätekommunismus in Deutschland eine Massenbewegung, die sich auf eine reale Militanz in den Fabriken bezog und der sich auch viele Künstler_innen und Schriftsteller_innen anschlossen – was ihren schillernden Charakter ausmachte.
Es ist daher kein Wunder, dass viele Linke in ihrer politischen Sozialisation irgendwann auf den Rätekommunismus stoßen und sich vom Gestus der proletarischen Selbstermächtigung, die alle übergeordneten Instanzen als verdinglichend und bürgerlich ablehnt, begeistern lassen.
Die Ernüchterung lässt häufig nicht lange auf sich warten. Viele rätekommunistische Texte wirken hölzern, verbalradikal, nicht auf der Höhe der marxistischen Diskussion unserer Zeit.
Die Einführung in die Theorie des Rätekommunismus schlägt einen anderen Weg ein – jenseits von Huldigung wie von abstrakter Kritik. Der Rätekommunismus ist ein historisches Phänomen und muss auch als solches diskutiert werden.
Die These, um die es geht: Der Rätekommunismus hat im Kern eine kritische Theorie des kapitalistischen Totalitarismus formuliert – Stalinismus wie Faschismus sind jeweils Elemente in der Herausbildung totalitärer Formen der Mehrwertabpressung. Die Option, dagegen allein auf die Selbstorganisation des Proletariats zu setzen, ist keinem revolutionären Überschwang geschuldet, sondern schiere Notwehr. Darin liegen Berechtigung wie Aktualität des Rätekommunismus.
Diese These soll in vier Diskussionsrunden erörtert werden, die jeweils einen historischen Zusammenhang in den Mittelpunkt stellen und von dort aus zur Theorie stoßen:
1. Das Zeitalter der Massenstreiks, der Beginn der rätekommunistischen Erfahrung.
2. Novemberrevolution und Weimarer System.
3. New Deal, Faschismus und das Heraufziehen des totalitären Zeitalters.
4. »Arbeiterräte«, Bilanz des Rätekommunismus.
Als Grundlage für die Diskussionen wird ein Reader zusammengestellt, der kanonische Texte des Rätekommunismus enthält. Wichtig wird sein, gerade auch an kleineren, prägnanteren, unbekannteren Texten das Allgemeine zu zeigen.
Seminar mit Felix Klopotek (Köln, Autor und Journalist, u.a. bei konkret). Felix Klopotek hat zuletzt die Einführung in den Rätekommunismus bei Theorie.org publiziert sowie die Biographie über Heinz Langerhans.