Politik und Kultur

Vor zehn Jahren – im Juli 2002 – stimmte der Deutsche Bundestag der Empfehlung der Internationalen Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ zu, das im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörte und in seinem ruinösen Zustand 1950/51 von der DDR beseitigte Berliner Schloss dem äußeren Bild nach wieder aufzubauen und als ein so genanntes Humboldt-Forum zu nutzen – und zu diesem Zweck den an diesem Ort 1973-76 entstandenen Palast der Republik abzureißen, obwohl grundlegende Fragen der Nutzung und Finanzierung des Schloss-Neubaus noch nicht geklärt waren. Umso wichtiger war die offizielle Zusage des „Fördervereins Berliner Schloss“, die für die originalgetreuen Fassaden benötigten 80 Mio ¤ durch Spenden aufzubringen.

Nach erfolgtem Abriss des DDR-Palastes Ende 2008 begann – auf der Grundlage des siegreichen Entwurfs von Franco Stella in einem Schloss-Wettbewerb – die Arbeit am Projekt Berliner Schloss als Humboldt-Forum. Sie ist bis heute nicht beendet, vor allem weil noch immer nicht klar ist, wie die gestellte Aufgabe bei enorm steigenden Baukosten und auch anwachsenden funktionellen Ansprüchen gelöst werden soll, das Gebäude bis 2019 fertig zu stellen - zumal die zugesagten Spendengelder für die Schlossfassade nur geringfügig eingegangen sind.

Da hilft auch keine am künftigen Bauplatz errichtete Humboldt-Box, die eigens zur Schloss-Propaganda bestimmt war, tatsächlich aber zur Klärung der offenen Fragen nicht beitragen kann, solange der Bund – angesichts der globalen und europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise – die eingetretene Lage nicht realistisch erkennt.

Vortrag und Diskussion mit Dr. Bruno Flierl
Moderation: Birgit Ziener
Im Anschluss kann eine Tatortbegehung erfolgen.