Lateinamerika
Für Rio de Janeiro stehen sinnbildlich Samba und Karneval. In diesem Ambiente werden 2016 die Olympischen Sommerspiele stattfinden und 2014 Spiele der Fussball-WM, inklusive des Finales. Beides sind Megaevents, die langfristig vorbereitet werden. So wirbt Rio bereits seit längerem aufwändig als 'wundervolle Stadt' (cidade maravilhosa) für beide Großereignisse. Durch die Übertragungen und Berichterstattungen in den Massenmedien werden diese Bilder der schönen Stadt sehr wahrscheinlich weiter transportiert und gestützt, und selbst der einheimischen Bevölkerung wird durch eine einseitige Berichterstattung in den Medien ein falsches Bild wiedergegeben.
Da bereits kurz nach Vergabe der Spiele nach Rio Diskussion und Zweifel an der Umsetzung aufkamen, wurde eigens eine Internetseite für Transparenz eingerichtet. Dennoch bleibt der Großteil der betroffenen Bevölkerung von den Gesprächen und Entscheidungen ausgeschlossen.
Die anstehenden Megaevents führen zu weiteren gesellschaftlichen Konflikten bzw. verschärfen diese. So muss in Rio vor allem die Infrastruktur verbessert bzw. angepasst werden. Dafür gibt es eine Vielzahl von Umsiedlungen und (Teil-)Räumungen von Favelas, wovon mindestens 25.000 Menschen betroffen sind.
Die Cidade Maravilhosa soll schön aussehen und sicher sein, wofür Millionen ausgegeben und Schulden gemacht werden. Für Armutsbekämpfungsprogramme, die ein vermutlich wirksameres Mittel gegen Drogen und Kriminalität wären, ist allerdings kein Geld da. Statt dessen werden Gesetzte geändert und beispielsweise für Bauunternehmen Steuerfreiheit gewährt. Da stellt sich die Frage, wer am Ende für die Schulden zahlt. Bisher hat die Immobilienspekulation extrem zugenommen, was sich in massiven Preissteigerungen für Grundstücke und Häuser verdeutlicht. Im Großen und Ganzen werden bestehende gesellschaftliche Konflikte verschärft und private Gewinne aus öffentlichen Investitionen gewonnen. Dagegen ist das postulierte „allgemeine“ Profitieren breiter Bevölkerungsschichten nicht haltbar.
Referent: João Carlos Griôt (Recht-auf-Stadt-Aktivist aus Rio de Janeiro)
Moderation: Lucie Matting (Interbrigadas e.V.)
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit zusammen y misturados.