Geschichte
Der Vortrag führt in einen relativ neuen Zweig der Geschichtswissenschaft, die Counterfactual History, ein. Er erlaubt den Zuhörern, sich über Methoden, Ergebnisse und Nutzen der kontrafaktischen Geschichtsbetrachtung am Beispiel der DDR eine Meinung zu bilden. Die Argumente der Befürworter und Gegner der virtuellen Geschichte unter den Historikern werden vorgestellt, die strengen methodischen Grundsätze, die für die seriöse Analyse ungeschehener Geschichte entwickelt wurden (Anknüpfen an reale Entscheidungssituationen, Wahrscheinlichkeit der Alternative und Verweis auf analoge Prozesse anderswo) werden erläutert und – bezogen auf wesentliche Momente der DDR-Geschichte – vorgeführt.
Auch für die Anwendung der Eventualgeschichte auf die DDR gilt: Aus der Beschäftigung mit Ungeschehenem erwachsen neue Einsichten in Geschehenes. Deutlich wird: die teleologisch auf das Ende der DDR ausgerichtete Geschichtsbetrachtung, ihre Interpretation als „Untergangs auf Raten“ ist höchst einseitig. Der Vortrag versetzt den Zuhörer in die Lage, zu erkennen, dass unser bisheriges Bild von der DDR-Geschichte unfertig bleibt, wenn die unverwirklichten Alternativen nicht berücksichtigt werden.
Referent: Prof. Dr. Jörg Roesler
Moderation: Alexander Amberger