Geschichtspolitik in Osteuropa (1/3)
Im Zentrum der litauischen Hauptstadt Vilnius steht das „Museum der Opfer des Genozids“. Es widmet sich, trotz seines Titels, aber nicht dem Holocaust. Die Zeitspanne zwischen dem Einmarsch der Wehrmacht und deren Rückzug bleibt explizit ausgespart. Als „Genozid“ wird allein die sowjetische Besatzungszeit verstanden. Faschistische Milizen werden nur in ihrer Rolle als antisowjetische „Freiheitskämpfer“ dargestellt.
Ähnliche Relativierungen der NS-Herrschaft verbreiten das „Museum der Okkupationen“ im estnischen Tallinn und das „Haus des Terrors“ in Budapest. Kontroverser geht es hingegen in der Ukraine zu, wo nach wie vor das „Museum des Großen Vaterländischen Krieges“ die geschichtspolitische Szenerie dominiert. Allerdings nicht mehr unangefochten: In direkter Nachbarschaft befindet sich seit einigen Jahren das „Holodomor-Memorial“, das den Anspruch erhebt, an die „Genozide“ (im Plural!) der Sowjetherrschaft zu erinnern. Der Holocaust kommt jeweils, wenn überhaupt, allenfalls am Rande vor.
Die Veranstaltung gibt einen Überblick, wie und wo die Gleichsetzung von Sowjetherrschaft und NS-Besetzung konkret betrieben wird, und wo sie auf Widerspruch stößt. Dabei werden die wichtigsten „antitotalitären“ Museen vorgestellt.
ReferentInnen:Eine Veranstaltung in Kooperation mit Bildungswerk für Friedensarbeit und VVN-BdA Berlin.