Vielfalt sozialistischen Denkens
Die Utopieforschung ist sich einig: Ernest Callenbachs 1975 erschienenes Buch „Ecotopia“ (dt. „Ökotopia“) gilt als Klassiker moderner, postmaterieller und ökologischer Utopien. Das Buch entsprang einem Zeitgeist, der geprägt war durch 1968, die (kalifornische) Hippiebewegung, die Suche nach alternativen Lebensformen und den Diskurs um die ökologische Krise.
Die Zerstörung der Umwelt als Folge der westlichen Lebensweise ließ Callenbach ein Gegenbild entwerfen, das auf materieller Bescheidenheit und teils auch Askese beruhte. Er kritisierte die im christlichen Weltbild verankerte Unterwerfung der Natur und suchte im Ideengehalt von Naturreligionen nach Ansätzen für einen Ausgleich zwischen Mensch und Natur.
Das Buch spiegelt somit die teilweise romantisierenden Ideale der Hippies wider, es enthält aber auch viele Fragen, die unser heutiges Verhältnis zur Natur sowie Grundfragen und Widersprüche menschlichen Zusammenlebens überhaupt betreffen.
Was kann uns „Ökotopia“ heute, wo die Industrie weiterhin „die Naturkraft des Bodens verwüstet und ruiniert “ (Marx) und die Umweltprobleme drängender sind denn je, wo aber auch das Problembewusstsein und die Suche nach Alternativen gewachsen sind – was kann uns „Ökotopia“ heute noch sagen?
Referent: Prof. Dr. Jürgen Pelzer, Professor für Germanistik und Kulturwissenschaften in Los Angeles
Moderation: Frank Engster