Philosophische Gespräche
Am 19. Mai 1922 hatte sich Lenin an den Chef der Geheimpolizei, Feliks Dzershinskij, gewandt, um das Vorgehen gegen die Vertreter der "alten Professur" abzustimmen. Das Ziel der geplanten "Operation" bestand darin, die im Zusammenhang mit der in der Neuen Ökonomischen Politik in Sowjetrussland entstandenen, partei- und regierungsunabhängigen Strukturen und Netzwerke innerhalb kürzester Zeit zu zerschlagen. Anderthalb Wochen zuvor hatte Lenin dem Volkskommissar für Justiz der RSFSR, Dmitri Kurski, vorgeschlagen, das Strafgesetzbuch um einen Paragrafen zu erweitern, der die Anwendung von Terror rechtfertigt.
Die Parteizeitung "Prawda" veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 17. Mai 1922 einen Leitartikel, der gegen die "Illusion der konterrevolutionären 'Demokratie'" gerichtet war. "Die Hoffnungen der liberalen Demokraten sind auf Sand gebaut", hieß es darin. "Aus der Diktatur der Arbeiter wird nie eine Demokratie gegen die Arbeiter." Diese Kampfansage ging mit der Planung der ersten "Massenoperation" gegen politische Gegner der Bolschewiki einher. Zu den ersten Aktionen gehörte die Ausbürgerung von über 200 Intellektuellen. Leben und Werk der ausgebürgerten Philosophen wird anhand neuer russischer Publikationen vorgestellt.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Sozialtheorie Bochum e.V.
Referent: Dr. Wladislaw Hedeler, Berlin, Historiker und Publizist